lage die bereits erwähnte Denkſchrift des Generalſtabes vom Dezember 1912
unterſchrieben — froßdem aber den Verfaſſer derſelben, den de-
maligen Oberſten Ludendorff, dem Reichskanzler ſowie dem Kriegs-
miniſter geopfert, weil jene Denkſchrift dieſen wegen der darin enthaltenen
Forderungen unbequem erſchien. Dazu durfte fih v. Moltke niht her-
geben, oder er mußte die Folgerungen dur< den eigenen Rü>tritt ziehen.
Außerdem hatte er den genialen Kriegsplan des Grafen Slieffen ge-
ändert, welche Anderung ohne Zweifel dazu beitrug, daß die Marneſchlacht
kein deutſher Sieg wurde. Troßkdem hätte dieſe Schlacht aber nicht zu einem
deutſchen Rückzuge zu werden brauchen, wenn Moltke niht den Oberſtleut-
nant Hentih mit mündl i <en Anweiſungen an die Front geſchi>t hätte,
anſtatt ſih ſelbſt dorthin zu begeben oder mindeſtens den Generalquartier-
meiſter zu entſenden.
Es ift Hier nicht der Drt, um fi über das Marne-Drama — die
Franzoſen nannten es das „Marne-Wunder““ — näher auszulaſſen, als es
bereits geſchehen iſt. Jedenfalls laſteten jene Vorgänge augenſcheinli<h \{<wer
auf dem Generaloberſten v. Moltke, und ih brachte ſie deshalb bei der Be-
gegnung aus naheliegenden Gründen niht zur Sprache.
Die Sicherheitsverhältniſſe in der Landſturminſpektion Lüttich geſtalte-
ten fi) bis Mitte Oftober namentlich füdlich der Linie Maeſtricht — Haſſelt —
Dieſt \{<wierig, und hier trug das LTandfturmbateillen Minden die Haupt:
laſt. Die Urſache lag darin, daß das nur 12 Kilometer nördlich gelegene
Lager von Beverloo niht von uns in Defis genommen worden war. ch
batte mic dem Generalgouverneur gegenüber erboten, dieſe ‚„Erpedition’
auszuführen, wenn mir 2 Bataillone und 1 Batterie zur Verfügung geſtellt
würden, was er jedoch abſ<lug, da er meinte, das Lager ſei ſtark beſett.
Tatſächlich befanden fi) dort nur einige hundert Mann, meiftens belgifche
Gendarmen.
Das Landfturmbataillen Minden hatte am 18. September zuſammen
mit dem Landſturmbataillon Nürnberg Sint Truiden und Umgegend beſett.
Faſt täglich fanden auf die Meldungen hin, daß ſtarke feindlihe Kräfte von
Norden her anrü>ten, Alarmierungen ſowie die Beſeßung vorbereiteter Ge-
fehtsftellungen ftatt. Die Meldungen beſtätigten ſi< zwar nicht, aber vor-
geſandte Radfahrerpatrouillen wurden häufig beſchoſſen.
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