2995 WEG (adv.) II [WEGLECKEN]
die mägde lieffen weg vom spinnen:
dem mönch ward ausz dem closter gach.
W . SPANGENBERG dicht. 110 (ganszkönig 5, 372);
wurden sie (die Juden) von dem tempel weglauffen undt
an andern Örtern gott suchen, so solten sie verdampt
sein LUTHER 33, 186, 17 Weim. ausg.; so von der pfarre
weglaufen, mag ich doch nicht GUTZKOW 5, 17; Sogar
die fremden schnitter ... waren aus ihrer akkordarbeit
weggelaufen v. POoLENz Grabenhäger 1,2. ironisch: er
läuft weg, wie der hund vom brotkorbe, wie die sau vom
troge WANDER 4, 1860.
2) von dingen, besonders von flüssigkeiten, ‘ablaufen’:
etlichen pferden brechen die adern von sich selber ...
auff und läufft ihnen das übrige blut weg WALTHER
pferde- u. viehzucht 153; schneide ... die haut ein wenig
‚.. auff und lasz das wasser weglauffen BÖHME viehartzney
38. von anderem, das in schneller bewegung ist: der mond
hob sich mehr und mehr ... die heide lief, wie eine
fahle scheibe, unter ihm weg STIFTER 3, 201. übertragen
von der zeit: der tag lauft weg wie das leben, man thut
nichts und weis doch nicht wo die zeit hinkommt GÖTHE
briefe 5, 69 Weim. ausg. auch nur ‘eine bestimmte rich-
tung einhalten’, mit best.: er erinnerte sich nun deutlich
des schmalen ganges, weicher oben neben dem saale
weglief TIECK 17,5; überschneiden gebraucht der zimmer-
mann von hölzern, die übereinander weglaufen HELFFT
web. d. landbuukunst 373; ein (bart-) streifchen, das schmal
vor den ohren ansetzte und unter dem kinn weglief
MV. R. FiscHER die Blöttnertochter 40. etwas läuft nicht
weg ‘bleidt zur verfügung’: die etage lıefe nicht weg,
Jie könnte man später auch noch haben STINDE familıe
Buchholz ‘9 162; er machte sich wiederum auf den weg,
die arbeit lief ihm nıcht weg, denn von dıeser sorte
konnte er genug bekommen KRETZER meister Timpe 297.
8) trans., durch laufen abnutzen: die sohlen ... die
‘der hausfreund) am Rhein auf und ab wegläuft HEBEL
2, 205 Behayhel. bergmännisch, mineralien mittelst lauf‘
karren wegschaffen VEITH 565 (vgl. sp. 2933 in wege laufen):
darnach will er die gottlosen wie taube schlacken weg-
laufen, und in weg stürtzen, oder in das ewige hellische
feur werffen lassen MATHESIUS Sarepta 223°. — weg:
läufer, m.: profugus, wechlouffer DIEFENBACH gl. 4632
(1507); ein yrrender weglauffer CARLSTADT von bepstl. hey-
lickeit F3*; was wil man denn sagen von dem schendlichen
weglauffer? scheidet er nicht seinen leib vom weibe?
SARCERIUS ein buch vom heiligen ehestande (1553) 141°;
ein gewaltiger verfolget die wegleuffer (deserteure) und
nimt sie gefangen V. ZESEN kriegsarbeit (1672) 3, 6; die
bienenwirthe ... kommen sehr oft und sprechen seine
hülfe an, und er schafft ihnen immer dıe wegläufer (aus-
geschwärmten bienen) wieder TIECK novellen (1854) 12, 145.
— weglaufung, f. im älteren nhd.: discursus, weg;
lauffung DIEFENBACH gl. 185% (1512); darumb verdammet
s. Paulus alle ehescheidung, ohne die, so umb ehebruchs
willen geschehen, und in mutwilligen verlassungen und
weglauffungen MATHESIUS epistel an die Corinthier 1,180®,
weglauschen, erlauschen:
und hat das florentinische mädchen nicht
von frühster jugend liebend emporgestaunt
zur Venus Tizians, und tausend
reize der reizenden weggelauschet?
PLATEN 107. —
wegläuten, durch läuten vertreiben CAaMPE: sonst hat
man doch das wetter, wenn es kam, wegläuten können;
jetzt ist das verboten ZSCHOKKE 14, 209. — wegläu-
tern, durch läuterung beseitigen: jetzt da die weite
ferne, die abwesenheit alles gleichsam weggeläutert
hat, was die letzte zeit über zwischen uns stockte, so
brennt und leuchtet die schöne flamme der liebe, der
treue, des andenckens wieder fröhlıch in meinem herzen
GÖTHE briefe 8, 212 Weim. ausg. (an Charl. v. Stein). —
wegleben: bei solchem langen gängeln muszte der
gröszte theil (der jesuiten) sein eigenthümliches wesen
wegleben und eine abgerichtete gliederpuppe werden
JAHN merke 98. dahin leben: wenn einer seine kind-
heit so einförmig weglebht HEInsE 7, 259 Schüddekopf;
ich lebe doch nur im grunde im taumel weg, will
und kann nicht weiter denken GÖTHE 45, 855, — weg-
lecken, durch lecken beseitigen: dencket ihr, euere sachen
WEG (adv.) III [WEGLEGEN] 2996
‚ind so hoch, dasz sie keine ziege weglecken soll?
a. WEISE erznarren 67 neudr. bildlich: die thränen ver-
;schwanden, die eitelkeit leckte sie weg, wie die sonnen-
ıitze den thau KLINGER 3, 92; der frisch gefallene
schnee wird ... von der tagessonne aus allen klüften
weggeleckt RITTER erdkunde 3, 1008,
weglegen. 1) von sich legen, auf die seite legen:
jeponere, wech-, eynwech-, eynweck-, ewechlegen Dıe-
FENBACH gl. 5%8%*; die priester ... sollen zuvor ire
zleider, darin sie gedienet haben, in den selbigen kamern
weglegen Hes. 42, 14; sie legten nimmer weg ihre spiesz
ÄYLANDER Polybius 320; Louise stuzt, legt die feder weg
SCHILLER 3, 444 (kab. u. liebe 3, 6 bühnenanw.); (sie) hing
j;olche (die wüäsche) des winters einige tage auf linien,
lamit sie nicht zu feucht... weggelegt werden möchte
I, MÖSER 1, 205;
:asz dich tausendmal umarmen! lege weg den sack und hut!
PLATEN 250 (verh. gabel 1);
da in der kleinoten unzahl
sein aug und gemüht sich bewögen,
das er nicht waist, arm in der wahl,
was zu nemen, was wegzulögen.
WECKHERLIN 1, 189 Fischer.
ft mit dem nebensinn ‘sich nıcht mehr damit befassen‘:
las die cron Schweden ihre bis daher geführte waffen
nicht wegzulegen noch aus handen zulassen gemeinet
v, CHEMNITZ schwed. krieg 2, 824;
er wird den vater gern in den privatstand
begleiten. ihr vernahmt es von ihm selbst,
wie sehr er wünscht, die waffen wegzulegen.
SCHILLER 12, 269 (Wallenst. tod 3, 2);
krieg hat den harnisch weggelegt, der friede zeucht ihn an.
LOGAU 1,8, 2 (s. 160 Fitner);
wo ich reime schreiben soll, die gefällig allen bleiben,
leg ich meine feder weg und begere nichts zu schreiben,
2,9, 2y (s. 383 Kitner);
er) legte ... seine lehrbücher gelassen weg und nahm
;eine poeten wieder zur hand GERSTENBERG rezensionen 402
1eudr.; so sah ich (bei der zeichnung) mich genötigt,
len stift wegzulegen G. KELLER 3, 11; so war es bald
»ine ausgemachte sache, dasz ... Adam den hobel weg-
‚„egen ... sollte HERM. SCHMID gesch, a. Bayern 41.
2) in besonderen bedeutungen: escurter, karten weglegen,
auschen DurEz nomencl. (1652) 161. ein kind weglegen
aussetzen‘ STEINBACH 1, 1022: Cyrum den groszen
zayser in Meden und Persien lest sein groszvatter weg-
legen MATHESIUS handsteine 379 Lösche; daher würde ich
anbarmhertziger als die unmenschlichen mütter seyn,
welche ... ihre kinder weglegen v. LOHENSTEIN Armi-
nius 2, 816®; in die roman’ haben die weggelegten kinder
mmer etwas um den hals, was den urheber verrat’
NESTROY 4, 72;
zieng er (Ödipus) ... die eltern zu erfragen,
nach Phöbus stadt, wohin zu gleicher zeit
auch Lajus, mein gemahl, sich aufgemacht,
vom weggelegten sohne kundschaft zu erhalten.
SCHILLER 6, 122 (Phöntz. v. 40).
pier weglegen, un die falsche stelle legen, von hühnern
FRISCHBIER 2, 551.
8) im älteren nhd. auch von abstracten, beseitigen, weg-
schaffen, (von eigenem) aufgeben (ebenso mnd. wechleggen
SCHILLER-LÜRBBEN 5, 620):
ich rath dir böser schandenfleck,
durch beicht und büsz dein sünd leg weck.
SCHWARZENBERG f£. Cicero 141*;
der pöbel ...
leichtlich zu zoren wird bewegt,
den zoren wider bald weglegt.
LOBWASSER calumnia D 1%;
la mit das böse weggelegt und gestrafft wurde LUTHER 32,
383, 34 Weim, ausg.; das sie fur allen dingen das falsche
zesuch weglegen, das sie wollen umb ... rhums willen
.. etwas beten 32, 414, 32; zuletzt hast du ... dein
willen gott heim geben; aber dannoch nicht weggelegt dein
oorcht und sorge JonNAS bei LUTHER briefe 2, 101; wird
ınser doctor von seinen erbherrn, den grafen zu Mansz
'eld erfordert etliche widerwillen und zwispalt, so sich
ınter ihnen erhaben, wegzulegen und zu vertragen
MATHESIUS historie d. Luthers 361, 24 Lösche; hat er
nierauff alle grausamkeit weggeleget, mit denen umb-
igenden völcekern freundschafft und frieden auffgerichtet
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