Full text: Immanuel Kant's sämmtliche Werke (6. Band)

2 Ueber das Misslingen aller philosophischen 
ihm beliebigen Bedingungen, (nur nicht etwa einer Feen-, sondern dieser 
unserer Erdenwelt) das Spiel des Lebens noch einmal durchzuspielen der 
Lust hätte. mäl 
b) Auf die zweite Rechtfertigung: dass nämlich das Uebergewicht die 
der schmerzhaften Gefühle über die angenehmen von der Natur eines Fu 
thierischen Geschöpfes, wie der Mensch ist, nicht könne getrennt wer- sta] 
den, (wie etwa Graf VErRt in dem Buche über die Natur des Vergnü- Ge 
gens behauptet,) — würde man erwiedern: dass, wenn dem also ist, sich Str 
eine andere Frage einfinde, woher nämlich der Urheber unsers Daseins der 
uns überhaupt ins Leben gerufen, wenn es nach unserm richtigen Ueber- bil) 
schlage für uns nicht wünschenswerth ist. Der Unmuth würde hier, sen 
wie jene indianische Frau dem Dschingiskan, der ihr wegen erlittener bre 
Gewaltthätigkeit keine Genugthuung, noch wegen der künftigen Sicher- We: 
heit verschaffen konnte, antworten: „wenn du uns nicht schützen willst, liel 
warum eroberst du uns denn?“ pla 
c) Die dritte Auflösung dieses Knotens soll diese sein: dass uns ma 
Gott um einer künftigen Glückseligkeit willen, also doch aus Güte, in No 
die Welt gesetzt habe, dass aber vor jener zu hoffenden überschweng- ray 
lich grossen Seligkeit durchaus ein mühe- und trübsalvoller Zustand des —_ 
gegenwärtigen Lebens vorhergehen müsse, wo wir eben durch‘ den 
Kampf mit Widerwärtigkeiten jener künftigen Herrlichkeit würdig es 
werden sollten. — Allein dass diese Prüfungszeit, (der die Meisten un- nis 
terliegen, und in welcher auch der Beste seines Lebens nicht froh wird,) deı 
vor der höchsten Weisheit durchaus die Bedingung der dereinst zu ge- wo 
niessenden Freuden sein müsse, und dass es nicht thunlich gewesen, die 
das Geschöpf mit jeder Epoche seines Lebens zufrieden werden zu lassen, mi 
kann zwar vorgegeben, aber schlechterdings nicht eingesehen werden, A 
und man kann also freilich- diesen, Knoten durch Berufung auf die de: 
höchste Weisheit, die es so gewollt hat, abhauen, aber nicht auflösen; de: 
welches doch die "Cheodicee verrichten zu können sich anheischig de 
macht. die 
III. Auf die letzte Anklage, nämlich wider die Gerechtigkeit des he 
Weltrichters*-wird geantwortet: 
VO] 
fro 
*) Es ist merkwürdig, dass unter allen Schwierigkeiten, den Lauf der Weltbe- Ke 
gebenheiten mit der Göttlichkeit ihres Urhebers zu vereinigen, keine sich dem Ge- set 
müth so heftig aufdringt, als die von dem Anschein einer darin mangelnden Gerech- hie 
tigkeit... Trägt es sich zu, (ob es zwar selten geschieht.) dass ein ungerechter ne] 
)
	        
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