Full text: Immanuel Kant's sämmtliche Werke (6. Band)

1 Ueber eine Entdeckung, nach der alle Kritik 
Ein jeder Satz muss einen Grund haben, ist das logische nicht 
(formale) Princip der Erkenntniss, welches dem Satze des Widerspruchs Leser 
nicht beigesellet, sondern untergeordnet ist.* Hin jedes Ding muss ihm a 
seinen Grund haben, ist das transscendentale (materielle) Princip, haupt 
welches kein Mensch aus dem Satze des Widerspruchs (und überhaupt blos a 
aus blosen Begriffen, ohne Beziehung auf sinnliche Anschauung) jemals auswe 
bewiesen hat, noch beweisen wird. Es ist ja offenbar genug und in der Ansch 
Kritik unzählige Mal gesagt worden, dass ein transscendentales Prineip Nun i 
über die Objeete und ihre Möglichkeit etwas a priori bestimmen müsse, von al) 
mithin nicht, wie die logischen Prineipien thun, (indem sie von allem, licher 
was die Möglichkeit des Objects betrifft, gänzlich abstrahiren,) blos die oder ı 
formalen Bedingungen der Urtheile betreffe. Aber Herr EBERHARD Ject g 
wollte S. 163 seinen Satz unter der Formel: alles hat einen Grund, nichts 
durchsetzen , und indem er, (wie aus dem von ihm daselbst angeführten Realit 
Beispiel zu ersehen ist,) den in der "That materiellen Grundsatz der Cau- Einse 
salität vermittelst des Satzes des Widerspruchs einschleichen. lassen so mu 
wollte, bedient er sich des Worts Alles, und hütet sich wohl zu sagen: den B 
ein jedes Ding, weil es da gar zu sehr in die Augen gefallen wäre, in der 
dass es nicht ein formaler und logischer, sondern materialer und trans- gründ 
scendentaler Grundsatz der Erkenntniss sei, der schon in der Logik, dem 1 
(wie jeder Grundsatz, der auf dem Satze des Widerspruchs beruht;) bei de 
seinen Platz haben kann. - 
Dass er aber darauf dringt, diesen transscendentalen Grundsatz Ja durch 
aus dem Satze des Widerspruchs zu beweisen, das thut er gleichfalls physil] 
den d 
* Die Kritik hat den Unterschied zwischen problematischen und assertorischen RD 
Urtheilen angemerkt. Ein assertorisches Urtheil ist ein Satz. Die Logiker thun er ihr 
gar nicht recht daran, dass sie einen Satz durch ein mit Worten ausgedrücktes Meta] 
Urtheil definiren; denn wir müssen uns auch zu Urtheilen, die wir nicht für Sätze allge 
ausgeben, in Gedanken der Worte bedienen. In dem bedingten Satze: wenn ein aus d 
Körper einfach ist, so ist er unveränderlich, ist ein Verhältniss zweier Urtheile, deren welch 
keines ein Satz ist, sondern nur die Consequenz des letzteren (des consequens) aus dem 
ersteren (antecedens) macht den Satz aus. Das Urtheil: einige Körper sind einfach, alsder 
mag immer widersprechend sein, es kann gleichwohl doch aufgestellt werden, um zu her zı 
sehen, was daraus folgte, wenn es als Assertion, d. i. als Satz gesagt würde. Das dass 
assertorische Urtheil: ein jeder Körper ist theilbar, sagt mehr, als das blos proble- sonde: 
matische, (man denke sich, ein jeder Körper sei theilbar etc.) und steht unter dem welch 
allgemeinen logischen Prineip der Sätze, nämlich ein jeder Satz muss gegründet 
(nicht ein blos mögliches Urtheil) sein, welches aus dem Satze des Widerspruchs 
folgt. weil jener sonst kein Satz sein würde. den G 
A
	        
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