12 Ueber den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein ete.
zeigt, dass, wo es auf den eigentlichen Standpunkt ankömmt, darauf.
gar nicht, sondern blos_auf die allgemeine Moral Rücksicht enom-
men wird.
cc), Herr GArve bringt diese Sätze unter folgende Ausdrücke:
„dass der Tugendhafte jenen Gesichtspunkt (der eigenen Glückseligkeit)
nie aus den Augen verlieren könne, noch dürfe, — weil er sonst. den
Uebergang in die unsichtbare Welt, den zur Ueberzeugung vom Dasein
ottes und von der Unsterblichkeit gänzlich verlöre; die doch nach
dieser Theorie durchaus nothwendig ist, dem System Halt und
Festigkeit zu geben ;“ und beschliesst damit, die Summe der mir zu-
geschriebenen Behauptung kurz und gut so zusammenzufassen: „der
ugendhafte strebt jenen Principien zu Folge unaufhörlich darnach,
der Glückseligkeit würdig, aber, insofern er wahrhaftig tugendhaft ist,
nie darnach, glücklich zu sein.“ (Das Wort insofern macht hier eine
Zweideutigkeit, die vorher ausgeglichen werden muss. Es kann so viel
bedeuten, als: in dem Actus, da er sich als Tugendhafter seiner Pflicht
ınterwirft; und da stimmt dieser Satz mit meiner Theorie vollkommen
zusammen, Oder: wenn er überhaupt nur tugendhaft ist, und also
selbst da, wo es nicht auf Pflicht ankommt und ihr nicht widerstritten
ird, solle der Tugendhafte auf Glückseligkeit doch gar keine Rücksicht
ehmen; und da widerspricht das meinen Behauptungen gänzlich.)
Diese Einwürfe sind also nichts, als Missverständnisse, (denn für
issdeutungen mag ich sie nicht halten ;) deren Möglichkeit befremden
nüsste, wenn nicht der menschliche Hang, seinem einmal gewohnten
Gedankengange auch in der Beurtheilung fremder Gedanken zu folgen
und so jenen in diese hineinzutragen, ein solches Phänomen hinreichend
erklärte.
Auf diese polemische Behandlung des obigen moralischen Prineips
olgt nun eine dogmatische Behauptung des Gegentheils. Herr GARVE
schliesst nämlich analytisch so: „In der Ordnung der Begriffe muss
as Wahrnehmen und Unterscheiden der Zustände, wodurch einem vor
dem andern der Vorzug gegeben wird, vor „der Wahl eines unter den-
elben, und also vor der Vorausbestimmung eines gewissen Zwecks vor-
hergehen. Kin Zustand aber, den ein mit Bewusstsein seiner selbst und
eines Zustandes begabtes Wesen dann, wenn dieser Zustand gegen-
värtig ist und von ihm wahrgenommen wird, anderen Arten zu sein
orzieht, ist ein guter Zustand; und eine Reihe solcher guten Zu-
stände ist_der allgemeinste Begriff, den _das_Wort Glückseligkeit