Full text: Immanuel Kant's sämmtliche Werke (6. Band)

18 Ueber eine Entdeckung, nach der alle Kritik 
Recht ist vorgeworfen worden, so ist es in diesem Falle. Denn unter apod 
dem Nichtsinnlichen wird allerwärts in der Kritik nur das verstanden, apod 
was gar nicht, auch nicht dem mindesten Theile nach, in einer sinnlichen deru: 
Anschauung enthalten sein kann, und es ist eine absichtliche Berückung einne 
des ungeübten Lesers, ihm etwas am Sinnenobjecete dafür unterzuschie- theil 
ben, weil sich von ihm kein Bild, (worunter eine Anschauung, die ein geth 
Mannigfaltiges in gewissen Verhältnissen, mithin eine Gestalt in sich fühlt 
enthält, verstanden wird,) geben lässt. Hat diese (nicht sehr feine) das 
Täuschung bei ihm angeschlagen, so glaubt er, das eigentliche Einfache, Matl 
was der Verstand sich an Dingen denkt, die blos in der Idee angetroffen und 
werden, sei ihm nun, (olıne dass er den Widerspruch bemerkt,) an Ge- und 
genständen der Sinne gewiesen und so die objective Realität dieses Be- oedi« 
griffs an einer Anschauung dargethan worden. — Jetzt wollen wir den und 
Beweis in ausführlichere Prüfung ziehen. unse! 
Der Beweis gründet sich auf zwei Angaben: erstlich, dass die dadu 
conerete Zeit und Raum aus einfachen Elementen’ bestehen; zweitens, mein 
dass diese Elemente gleichwohl nichts Sinnliches, sondern Verstandes- lichk 
wesen sind. Diese Angaben sind zugleich eben so viel Unrichtigkeiten, also | 
die erste, weil sie der Mathematik, die zweite, weil sie sich selbst wider- im R 
spricht. sich. 
Was die erste Unrichtigkeit betrifft, so können wir dabei kurz sein. weile 
Obgleich Herr EBERHARD mit_ den Mathematikern (ungeachtet seiner Wisst 
öfteren Anführung derselben) in keiner sonderlichen Bekanntschaft‘ zu verei 
stehen scheint, so wird er doch wohl den Beweis, den Krın in seiner The 
introductio in veram physicam durch die blose Dürchschneidung einer ge- den, 
raden Linie von unendlich vielen andern führt, verständlich finden und nenn 
daraus ersehen, dass es keine einfachen Elemente derselben geben wenı 
könne, nach dem blosen Grundsatze der Geometrie: dass durch zwei setzt 
gegebene Punkte nicht mehr, als eine gerade Linie gehen könne. Diese LEIB 
Beweisart kann noch auf vielfache Art variirt werden und begreift zu- wird. 
gleich den Beweis der Unmöglichkeit, einfache Theile in‘ der Zeit anzu- dere: 
nehmen, wenn man die Bewegung eines Punktes in einer Linie zum 
Grunde legt. — Nun kann man hier nicht die Ausflucht suchen, die dass 
conerete Zeit und der concrete Raum sei demjenigen nicht unterworfen, gut, 
was die Mathematik von ihrem abstraceten Raume (und Zeit) als einem mac] 
Wesen der Einbildung beweiset. Denn nicht allein, dass auf diese Art halb. 
die Physik in sehr vielen Fällen, (z. B. in den Gesetzen des Falles der halb 
Körper,) besorgt werden müsste, in Irrthum zu gerathen, wenn sie_den man
	        
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