Full text: Immanuel Kant's sämmtliche Werke (6. Band)

20 Ueber eine Entdeckung, nach der alle Kritik 
Zeit hinzu vernünftele, (wodurch er sich der Kritik zu sehr genähert Ah 
haben würde,) sondern an den Elementarvorstellungen der sinnlichen IN 
Anschauung selbst, (obzwar ohne klares Bewusstsein) antreffe, und ver- A 
langt, dass das Zusammengesetzte aus denselben ein Sinnenwesen, die a 
Theile desselben aber keine Gegenstände der Sinne, sondern Verstan- do 
deswesen sein sollen. „Den Elementen der concreten Zeit (und so auch Aufl 
eines solchen Raumes) fehle dieses Anschauende nicht,‘ sagt er S. 170; A 
gleichwohl „können sie (S. 171) unter keiner sinnlichen Form ange- 
schaut werden.“ Sn 
Zuerst, was bewegte Herrn EBERHARD zu einer solchen seltsamen a 
und als ungereimt in die Augen fallenden Verwickelung? Er sah selbst Bär 
ein, dass, ohne einem Begriffe eine correspondirende Anschauung zu ba 
geben, seine objective Realität völlig unausgemacht sei. Da er nun die WO 
letztere gewissen Vernunftbegriffen, wie hier dem Begriffe eines ein- = 
fachen Wesens, sichern wollte, und zwar so, dass dieses nicht etwa ein a © 
Object würde, von dem, (wie die Kritik behauptet,) weiter schlechter- A 
dings. kein Erkenntniss möglich sei, in welchem Falle jene Anschauung, ko 
zu deren Möglichkeit jenes übersinnliche Object gedacht wird, für blose Em 
Erscheinung gelten müsste, welches er der Kritik gleichfalls nicht ein- en ; 
räumen wollte, so musste er die sinnliche Anschauung aus 'T’heilen zu- Due 
sammensetzen, die nicht sinnlich sind, welches ein offenbarer Wider- ba 
spruch ist. * nt 
Wie hilft sich aber Herr EBERHARD aus dieser Schwierigkeit ? an 
Das Mittel dazu ist ein bloses Spiel mit Worten, die durch ihren Dop- Blä 
pelsinn einen Augenblick hinhalten sollen. Ein nicht-empfindbarer N Kon 
Theil ist völlig ausserhalb der Sphäre der Sinnlichkeit; nicht-empfind- ON 
bar aber ist, was nie abyeson dert empfunden werden kann, und dieses vn 
ist das Einfache, in Dingen sowohl, als unseren Vorstellungen. Das wei 
Veı 
* Man muss hier wohl bemerken, dass er jetzt die Sinnlichkeit nicht in der den 
bloösen Verworrenheit der Vorstellungen gesetzt haben will, sondern zugleich darin, gän 
dass ein Object den Sinnen gegeben sei (S. 299), gerade als ob er dadurch etwas der 
zu seinem Vortheil ausgerichtet hätte. S. 170 hatte er die Vorstellung der Zeit zur Sin 
Sinnlichkeit gerechnet, weil ihre einfachen Theile wegen der Schranken des endlichen 
Geistes nicht unterschieden werden können, (jene Vorstellung also verworren ist.) 
Nachher (S. 299) will er doch diesen Begriff etwas enger machen, damit er den ge- ZW 
gründeten Einwürfen dawider ausweichen könne, und setzt jene Bedingung hinzu, sch 
die ihm gerade die nachtheiligste ist, weil er einfache Wesen als Verstandeswesen Eir 
beweisen wollte, und so in seine eigene Behauptung einen Widerspruch hineinbringt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.