Full text: Immanuel Kant

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Erhebende, das, was uns über alles Unvollfommene, &&anFähafte, Jener Aktivismus" von !-Kant, sein Aufruf zur Tat, der 
Ueble, Schlechte hinaushebt zu dem im ethischen Handeln unmittel“ nachher von Fichte “wieder aufgenommen : worden ist; macht auf 
bar erscheinenden Göttlichen und Ewigen. Indem Kant den uns einen um so stärkeren Eindru> gerade in der jetzigen Zeit, 
„ Primat der praftischen Vernunft“ lehrt, und nicht blos lehrt, wenn wir den tiefen pessimistischen- Unterton mithören, der dabei 
sondern von uns verlangt und uns gleichzeitig vorlebt, ist er eben mitklingt. Das erschreende Uleberwiegen des Uebels in der Welt 
der Bater des ethischen Aktiviemus. Von diesem Standpunkt gibt erst dem Aktivismus, dem Handeln nach Pfli<ht um der 
aus, vom Standpunkt der Philosophie der Tat aus, verschwinden Pflicht willen seine wahre Weihe, wenn eben "diese aktivistische 
Optimismus und Pessimismus von selbst als einseitige Auffassungs- Einstellung erfolgt, trotdem 'die Ueberzeugung von der Furchtbar- 
weisen. "Wie Kank diese Einseitigkeiten in verschiedenen Auf- keit dieses empirischen Daseins ' mit der nötigen Stärke in uns 
sätzen zu überwinden versuchte, habe ich des Näheren gezeigt in vorhanden ist. Laßt uns aber dennoch das Gute tun, das immer 
vem Festheft der Zeitschrift „Archiv für Rechts- und Wirtschafts- noch in unserer Macht liegt. So kann man diesen ganzen Stand- 
philosophie", das der Königsberger Professor Peter Klein jezt punkt, den Kant begründet und den Fichte befestigt hat, als die 
heraus gibt. „Philosophie des Dennoch" bezeichnen. 
Aber keineswegs darf man dabei übersehen und etwa darüber Indem ich dies Wort niederschreibe, begehe ich freilich ein 
hinweg hüpfen, was Kant in zahlreichen Stellen über die Uebel Plagiat, und was noch schlimmer ist, an einer Frau. Ein junger 
in der Welt sagt und klagt. Auch Volkelt hat 1880 „Die Pessi- Freund von mir erzählte nämlich seiner Mutter, der Frau eines 
mistischen Ideen bei Kant“ hervorgehoben und seine partielle höheren Schulmannes in Dessau, von der „Philosophie des Als 
Zustimmung zu E, v. Hartmanns Darstellung gegeben. Man Ob“. - Sie meinte: wenn man schon eine grammatische Kon- 
kann wohl sagen, daß der Pessimismus allerdings bei Kant, wenn junktion wie „Als Ob“ zum Titel eines Buches wähle, dann 
man alle seine Aeußerungen darüber zusammenstellt, in einer über- würde jetzt eine „Philosophie des Dennoch“ notwendiger sein. 
raschenden, ja überwältigenden Weise zum Ausdru> kommt, eine Seitdem veschäftigt mich dieser Gedanke unaufhörlich; ja ich habe 
Perspektive, die bisher zu sehr in den Hintergrund getreten ist, bei meinen Nachforschungen darüber entdeckt, daß wir sogar auch 
die nun aber sowohl über Kants Persönlichkeit, als über seine schon eine Religion des „Dennoch“ haben, und das ist nichts 
ganze Lehre neues Licht verbreitet. anderes als das Christentum. Eine größere Anzahl von Schriften, 
Diese Gedankengänge treffen nach dem „Gesetz der Duplizität speziell auch von Kriegspredigten hat den Titel „Dennoch!“, d. h. 
der Taksachen“ zufällig zusammen mit Gedankengängen, die Arthur dennoch, trotz allem Furchtbaren, was wir erleben, wollen wir 
Liebert ganz unabhängig von mir neuerdings entwiekelt. Was den Mut und die -Hoffnung nicht verlieren. Eine „Philosophie 
ich oben den Kantischen Aktivismus nannte, das wollte ih auß des Dennoch“, also eben der Kantsche Aktivismus, lehrt uns und 
mit „Heroismus“ bezeichnen. Bei Kant findet sich diese wird uns lehren, daß wir trotz allen niederdrü>enden und nieder- 
heroische Weltanschauung in stärkstem Maße ausgeprägt auf dem ziehenden Klebels in der Welt um uns und in uns und unter uns 
Untergrund einer tragischen Weltansicht, einer Ansicht, die die nicht die ethisch begründete Kraft des sittlichen Handelns verlieren 
ganze Weltentwiklung als Tragödie auffaßt, aber mit versöhnendem dürfen. Die Pflicht um der Pflicht willen, das Gute um 
Abschluß. Das sind Gedanken, die auch schon Volkelt angedeutet des Guten willen =- das muß unsere Losung sein, denn 
hat, und die nun neuerdings eben von Liebert besonders stark und mag es auch noh so sehr stürmen, „und wenn die Welt voll Teufel 
überzeugend hervorgehoben werden, Ich will hier nur noh darauf wär'“, dennoch dürfen wir die Hände nicht verzweifelnd in den 
hinweisen, daß diese heroische Weltanschauung auch schon durh QSchoß legen, sondern wir müssen mit Kant und im Kantischen 
Carlyle und durch Nietzsche vertreten worden ist. Geiste unsere Pflicht tun. „Dennoch“ -- in hoc signo vinces! 
Immanuel Kants Lebensgang 
von Oberschulrat Professor Karl Vorländer. 
IM rtvärdigenweite ist dem großen Philosophen, dessen | eines aus Nürnberg stammenden Handwerksgenossen geheiratet. 
Gedenkfeier Deutschland in diesen Tagen begeht, ist Imma- ! Nach der Familienüberlieferung sollten die. väterlichen Vorfahren 
nuel Kant, dessen Lehre innerhalb der letzten sechs Jahrzehnte aus Schottland gekommen sein; doch ist schon der Urgroßvater 
in Tausenden von Schriften behandelt worden ist, in diesem 1667 urkundlich als Krug-Besizer in Werden bei Heydekrug 
ganzen Zeitraum -- bis vor einem Dutzend Jahren --- keine bezeugt. Die litauische Abstammung muß bis auf weiteres als 
einzige Sonderdarstellung seines Lebens zu Teil geworden. Der Legende gelten. Von den neun der Ehe entstammenden Kindern 
Kantverehrer war bis dahin noch immer auf die gänzlich unzu-s blieben außer Immanuel vier Schwestern und ein um zehn Jahre 
reisend gewordene und vielfach ungenaue Biographie von jüngerer Bruder, der spätere Pastor Iohann Heinrich Kant in 
W. Schubert aus dem- Jahre 1842 angewiesen, obwohl eine Kurland, am Leben. Beide Eltern gehörten der damals in 
Reihe eifriger Kantforscher, darunter namentlich seine Landsleute Königsberg stark verbreiteten viekistischen Richtung an; aber sie 
Emil Arnoldt und Rudolf Reie, von Jettlebenden Otto Schön- war ihnen nichts äußerlich Angelerntes, sondern beseelte ihr ganzes 
dörffer" und vor allen Arthur Warda zahlreiches neues Material Tun und Lassen. In seinen Bibelstunden lernte dann auch der 
beigebrac<t hatten; wozu dann 1922 nom der wertvolle berühmte Dr. theol. .Franz Albert Schult die fromme Mutter 
Ergänzungsband zu Kants Briefwechsel in der Akademie-Ausgabe kennen, durch seine Vermittlung fand der achtjährige Knabe bald 
(von Rose Burger und P. Menzer) gekommen ist. Auf Grund nach Ostern 1732 Aufnahme in das unter Schultz Leitung 
jenes Materials konnte ih dann 1912 ein vielfach ganz neues befindliche, bekanntlich noch heute bestehende Collegium Frideri- 
Bild von „Kants Leben“ (Felix Meiner, Leipzig) entwerfen, zianum. 
das 1921 in zweiter, vermehrter Auflage erschien, und dem eben jetzt Das 1698 gestiftete „Friedrichskolleg“, in dem Kant 
eine seit langem vorbereitete - große Gesamtdarstellung für das die nun folgenden acht Jahre seines Lebens seine geistige Nahrung 
deutsche Volk („I. Kant, der Mann und das Werk“, 2 Bände, empfangen hat, galt zwar als eine der besten damaligen höheren 
im gleichen Verlag) gefolgt ist. Hoffentlich wird die folgende, Lehranstalten, war aber im Grunde nichts anderes - als eine Ab- 
notgedrungen sehr fnappe Skizze in dem Leser ein einigermaßen richtungsschule in Latein (mit 16 bis 20 Wochenstunden) und 
lebendiges Bild unseres alten Kant zurücklassen. Religion. Neben diesen beiden das Rücgrat des Unterrichts 
- Das Haus in der Sattlergasse (heute Bahnhofstraße), in bildenden Fächern bedeuteten die übrigen, vor allem die Realien 
dem Immanuel Kant in der fünften Frühstunde des 22. April 1724 (Geschichte, Erdkunde, Naturwissenschaften) so gut wie nichts. 
das Licht der Welt erblite, steht längst nicht mehr, es war shon Dafür wurde von Tertia an obligatorisch das Hebräische, das 
zu. des Philosophen Lebzeiten einer der das Speicherviertel am Griechische aber nicht an Homer oder Plato, sondern am = 
Pregel häufig verheerenden Feuersbrünste zum Opfer gefallen. Neuen Testament gelehrt; dazu noch von meist mangelhaft vor- 
Sein Vater, der Riemermeister Iohann Georg Kant, war aus gebildeten Lehrern, in vielen Fällen Studenten und Kandidaten 
Memel eingewandert und hatte 1715 die achtzehnjährige Tochter der Theologie. Und der Geist der Anstalt! Selbst kirchlich 
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