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Flügel der alten Universität (links) und Stoa Kantiana (rec<hts) mit Grabstätte Kants.
Nach einer alten Lithographie.
der Sittlichkeit so weit wie möglich nachzubilden. Sie hat zur Wichtigste und die Bedingung für nlles Glü> erkennt. „Daher
Voraussezung die Sicherung der Freiheit als der Bedingung ist die Moral auch. nicht eigentlih die Lehre, wie“ wir uns
alles moralischen Handelns und findet ihr Ziel in der Realisierung glüklih machen, sondern wie wir der Glücdseligkeit würdig
des Weltbesten, d. h. des Zustandes der irdischen Welt, in dem werden sollen.“
jeder im angemessenen Verhältnis zu seiner Würdigkeit, glücklich Es mag im einzelnen manches, sogar Wesentliches an der.
zu sein, der Güter teilhaftig wird, in denen er selbst sein Glüf PWMoralphilosophie Kants zu Bedenken Anlaß geben, überblickt
findet. An dieser Aufgabe mitzuarbeiten ist die wahre Bestimmung man sie als Ganzes und ihrer Absicht nach, so wird man die
des Menschen, und sie faßt der kategorische Imperativ in die begeisterten Worte verstehen, mit denen Fichte sie begrüßte: „Ich
Worte: „ich will, daß deine Handlungen zum Endzwee aller lebe in einer neuen Welt, seit ich die Kritik der praktischen Ver-
Dinge zusammenstimmen]!" nunft gelesen habe . . . . Dinge, von denen ich glaubte, sie
- Was aber der Mensch dazu tun kann, ist wesentlih Ver- könnten mir nie bewiesen werden, z. B. der Begriff einer absoluten
vollfommnung seiner sittlichen Beschaffenheit; daß auch die Glü>k- Freiheit, der Pflicht usw., sind mir bewiesen, und ich fühle mich
seligkeit folgt, steht nicht mehr bei ihm, sondern muß von einer darüber nur um so froher. Es ist unbegreiflich, welse Achtung
höheren, göttlichen Macht erwartet werden. Es ist nicht mehr für die Menschheit, welche Kraft uns dieses System gibt! . . .
Sache des moralischen Tuns, sondern des religiösen Hoffens. Welc< ein Segen für ein Zeitalter, in welchem die
Darin zeigt sich vielleicht am deutlichsten, was Kants Stellung Moral von ihren Grundfesten aus zerstört und der
zur Moralphilosophie am entscheidendsten <arakterisiert, daß er Begriff der Pflicht in allen Wörterbüchern durch-
ohne die Glücseligkeit zu übersehen, in der Pflichterfüllung das strichen war,“
Kant und Herder.
Von Professor Eugen Kühnemann.
Al 21. August 1762 saß Johann Gottfried Herder zum ' seinen unverjährbaren Ansprüchen in dem schlichten Mann. des
ersten Mal in Kants Vorlesung zu seinen Füßen. Es war Volkes als in dem Vorgebildeten. Menschheit und Volk verlangen
auch für Kant das Jahr einer weltgeschichtlihen Stunde. Ueber ihre ewigen Rechte wieder. Die Frage des rechten Lebens
Rouffraus Emile war ihm eine neue Welt aufgegangen, die sein drängt alle Fragen des bloßen Erkennens zurü&k. Der halbe
gewohntes Dasein zerbrach. Bis dahin wollte er nichts als Knabe, der bleih und schüchtern, kaum achtzehnjährig zu
Gelehrter sein. Er sah im Fortschritt des Wissens die Ehre der Kant emporschaute, war berufen, auf deutsche Weise im Gebiete
Menschheit. Er hielt die Gelehrten für den Adel und die der Seele ein StüF von Rousseauscher Sendung zu erfüllen,
geborenen Führer des Menschengeschlechts. Bei Rousseau ist Auch er zerbrac<; das Dunkel einer einseitigen und engen Ber-
kein Wort zu hart für das Unfruchtbare der bloßen Gelehrsam« standeskultur.“ Dichtung entspringt nicht in der Muße weniger
keit. Die Sache der Menschheit liegt in etwas ganz anderem als gebildeter Männer, die dafür die Zeit aufbringen. Sie steigt als
in nur theoretischer Kultur. Es gilt eine Wiederherstellung des eine allgemeine Menschen- und Völkergabe überall auf -der Erde
Herzens in seiner unvergänglichen Güte. Sicherer redet es mit ursprünglich aus den ewigen Urgefühlen der Menschheit empor,
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