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Besitze befindliche- seltene Reliquie, ein Schattenriß“ von der Zeichnung von Schnorr von Carolsfeld .und der Miniatur von
ganzen Figur des Philosophen mit dessen eigenhändiger Vernet. Au. kannte er 'das Bildwerk, zu dem der Bildhauer
Namensunterschrift. “ Es kann sich der ganzen Beschreibung nah Hagemann 1801 auf Veranlassung der: Freunde Kants und
dabei nur um die Kantsilhouette von Puttrich gehandelt haben. durc< Vermittelung Schadows in Königsberg ein Modell an-
Da sich das Rauchmuseum in Berlin augenblicklich im Umzug fertigte, um danach zwei Marmorbüsten herzustellen; die eine
befindet, blieben Nachforschungen nach dem Bildnis, das möglicher- steht jezt in der Hamburger Kunsthalle, die andere in der
weise noch vorhanden ist, ergebnislos. Puttrich, einer der zahl- Königsberger Universität. Rauch hinterließ nämlich, nach der
reichen reisenden Porträtisten jener Zeit, stammte aus Sachsen gütigen Mitteilung des Direktors des Rauchmuseums, Prof.
und fertigte des Philosophen schwarz getuschte Silhouette mit Dr. Macowsky, einen Gipsabguß nach dent Hamburger Exemplar,
weißer und bläulicher Innenzeichnung in mehreren Exemplaren an. Möglicherweise handelt es sich jedo< dabei um die übliche Ab-
Eine -diefer Zeichnungen bewahrt das Kantzimmer in Königsberg, formung des Tonmodells und damit um die ursprünglichste
die zweite besizt Prof. Dr. Baese>e in Halle. Möglicherweise Fassung der Hagemannschen Büste. Jedenfalls ist die Aehnlichkeit
war ein drittes Exemplar in Rauchs Besiß, die eigenhändige des Rauchschen Kantkopfes mit . dem von Hagemann nicht zu
Unterschrift und die Wertschäzung, die das Bildnis genoß, scheint verkennen,
darauf hinzudeuten. Oder es handelt sich hei der Silhouette, Ein weiteres, sehr wertvolles Kantbildnis befand sich eben-
die Rauch benutzte, um den übereinstimmenden Stich, der von falls eine Zeitlang in Rauchs Atelier,“ war aber bei der Anfer-
Berger in Berlin nach Puttrichs Zeichnung angefertigt wurde tigung der Kantstatue von . dem. Künstler bereits weitergegeben
und bei Unzer in Königsberg 1798 erschien. Jedenfalls zeigt worden. Es ist dies die Marmorbüste des Berliner Bild-
ein Vergleich der Puttrichschen Silhouette namentlich mit dem hauers Bardou vom Jahre 1798, die kürzlih in Privatbesit
hauptsächlih in der Profillinie entwidelten Berliner Standbild, auftauchte. Rauch erwarb sie wahrscheinlich aus dem Nachlaß
wie nah sich beide Auffassungen stehen. Rauch hat sich Puttrichs Bardous. 1844 stellte er die Büste in: Halle im Garten seines
Bildnis“ des langsam schreitenden Kant mit Sto> und Hut in Schwiegersohnes d'Alton auf einer hohen Marmorsäule auf; ihre
der Hand in allem und hauptsächlich in der vorgebeugten Haltung DOberfläche witterte im Laufe der Jahrzehnte leicht ab. Später über-
des Kopfes und in der Verkrümmung des Rügrates zum Vor- nahm die Familie Dümmler Haus und Garten. Aus dieser Familie
bild genommen. Nur die rechte Hand löste er aus dem Ro>- gelangte das Bildwerk 1923 in das Kaiser-Friedrich-Museum.
sc<lis und gab ihr die plastische, redende Bewegung. Selbst - Vergleicht man den Kopf des Denkmals von Rauch mit den
bis in die Profillinie des Gesichtes hinein läßt sich die Leber- erhaltenen Kantbildnissen, dann muß immer wieder festgestellt
einstimmung noch verfolgen. - werden, wie sorgsam sich der Bildhauer Rechenschaft von dem
Aus - derselben Quelle erfahren wir noc<, daß Rauch zur Aussehen des von ihm hochverehrten Philosophen gab. In Rauchs
Kantstatue, besonders zur Erfassung des Gesichtsausdruckes, Stiche Darstellung der äußeren Erscheinung Kants ist alles hineingeflossen,
des Kupferstichkabinetts und der Königlichen Bibliothek heranzog, was an Ueberlieferüng vorhanden war; der Künstler hat nichts
d. h. also, er benutzte in Originalen oder Reproduktionsstichen so hinzugesett und' nichts weggelassen, und diese Ehrlichkeit in der
ungefähr alles, was an wichtigen Bildnissen nach dem Leben Auffassung gibt seinem Kantdenkmal, abgesehen von der künst-
damals vorhanden war, vor allem wohl die Stiche na< der lerischen Bedeutung, einen ganz besonderen Wert.
Einiges aus Kants Briefwechsel.
Von Dr. phil. h. ce. Rose Burger-Göttingen. -
Fs hundert Jahre nach Kants Tode erschien die erste voll» ' o „Kant unternimmt ein schwer Geschäfte der Welt zum Unterricht,
ständige Sammlung seines Briefwechsels. Rudolf Reike Er schäßet die lebend'gen Kräfte -- nur seine s<ätt er nicht.“
gab nach jahrelangen mühevollen Vorarbeiten die drei Textbände beziehen sich auf die von Haller wohl selbst . verfaßte Anzeige.
der Briefe im Rahmen der großen Kantausgabe der Berliner Die Nachrichten aus der Jugendzeit fließen spärlich, ein
Akademie der Wissenschaften 1900 bis 1902 heraus. Leider kleiner Brief Kants an seinen Schüler Christoph Ludwig von
hinderten ihn Alter und Krankheit und schließlich sein Tod (1905) Hülsen aus 'dem Jahre 1754, Gesuche wegen einer Professur
den Kommentar fertigzustellen. Erst 1922 erschien dieser zugleich und erst 1759 wieder etwas Persönliches in dem Brief an Johann
mit einer Neuauflage der drei Briefbände. Sie enthalten Gotthelf Lindner, 'damals Rektor an der Domschule in Riga,
288 Briefe von Kant und 621 an Kant, bearbeitet von Professor der uns zum ersten und fast einzigen Male die tiefgefühlte Tragik
Dr. Paul Menzer, Halle, und der Unterzeichneten mit Hilfe seines Lebens verstehen läßt: „Ich meines Teils siße täglich
von Oberbibliothekar Dr. Johannes Rei>ke, Göttingen. vor dem Ambos meines Lehrpults und führe den schweren Hammer
Obwohl Kant nicht zu den Briefschreibern gehört, deren sich selbst ähnlicher Vorlesungen in einerley tacte fort. Bisweilen
Briefe recht eigentlich einen Ausdru> ihrer Persönlichkeit und den reizt mich irgendwo eine Neigung edlerer Art mich über diese
Reiz lebendiger Individualität geben, so finden wir doh hie und enge Sphäre etwas auszudehnen allein der Mangel mit ungestühmer
da Worte, die uns einen Bli> in das Innere seines Wesens Stimme sogleich gegenwärtig -mich anzufallen und immer wahr-
tun lassen. In ihrer Seltenheit wirken sie fast ergreifend, so daß haftig in seinen Drohungen treibt mich ohne Verzug zur schweren
man sich nup schwer dem Zauber dieser so sparsam bemessenen Arbeit zurüd --- intentat angnes alque intonat ore.“ --
Gefühlsäußerungen entziehen kann. Unter den Stammbuchversen ist als erster aus dem Jahre
- Hat man, wie ich, das Glü> gehabt, viele eigenhändige 1757 der. alte Spruch von Kant gewählt:
Schreiben Kants in der Hand zu halten, so fällt besonders auf, „Großen Herren und schönen Frauen
daß die offiziellen. Gesuche Kants an den König Friedrich 11, an j Soll man dienen doch wenig trauen.“ ?
die Kaiserin Elisabeth etc. mit so selbstsicherer, schöner Hand- In wessen Stammbuch er gefunden, wissen wir nicht.
schrift geschrieben sind, daß die Formel der damaligen Zeit: Von wissenschaftlicherem Interesse ist Kants Brief an Char-
„Ew. Königl. Majestät alleruntertänigster Knecht" eben nur lotte von Knobloch aus dem Jahre 1763. Mit leiser Ironie
Formel gewesen sein muß, die den Geist des Schreibers berührt er die wunderbaren Nachrichten über Swedenborgs
ni<t in Fesseln band. Im folgenden möchte ich mehr Visionen, die alle Welt in Erstaunen versetten. In den
auf: die persönlichen und weniger auf die wissensc<haftlichen Briefe „Träumen eines Geistersehers" setzt sich Kant dann mit dem
Bezug nehmen. berühmten schwedischen Visionär auseinänder. Charlotte von
Der früheste Brief, den wir besißen, ist aus demi Jahre Knobloch wendet sich neun Jahre später als Frau von Klingspor
1749 und an Albrecht von Haller in Göttingen gerichtet, mit an Kant mit der Bitte, ihr einen Hofmeister zu empfehlen.
der Bitte, seine Schrift von der Schätzung der lebendigen Kräfte Die Hofmeisterfrage ist überhaupt ein oft wiederkehrendes
in den Götting'schen Zeitungen von gelehrten Sachen zu besprechen. Thema in den Briefen an Kant. Die Korrespondenz mit Iohann
Die bekannten Zeilen Lessings, die er später unterdrücte: Georg Hamann, dem Magus im Norden, umfaßt neben zehn
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