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der Tatsache, daß er in einem später (1762) erschienenen Werke auf diese Latternehmung Fefaßt, als bis "ich mich "in Ansehung der
„Einzig möglicher Beweisgrund zu einer Demonstration des Das Pflichten der Neligion. in Sicherheit gesehen habe“, und verteidigt
seins Gottes" seine Ko8mogonie noch einmal vortrug. Alles, was sodann sein.Werk gegen den Einwurf, daß es die Weisheit desSchöpfers
aus der Geisteswerkstatt des unvergleichlihen Mannes hervor- und seine Allmacht herabsetzen hieße, „wenn die blinde. Mechanik
gegangen ist, trägt das Gepräge größter wissenschaftlicher Ehrlih- der Naturkräfte sich aus dem Chaos so herrlich zu entwickeln weiß.“
keit. Niemals versucht Kant, sich selbst oder anderen „etwas Die Weltentstehungslehre unsers. großen Philosophen ist die
vorzumachen“, immer wenn er das Gefühl hat, nicht mehr auf Hypothese eines genialen- Kopfes und wird stets nur eine Hypo-
dem Boden sicherer und möglicher Erfahrung zu stehen, merkt er these bleiben, aber sie überragt alle früher und später aufgestellten
es sorgfältig an und macht sich selbst alle Einwürfe, die vorgebraht Theorien än innerer Ueberzeugungskräft, und wenn es auch richtig
werden könnten, und an solchen Einwürfen fehlt es auch in der ist, daß einige neuere Errungenschaften wissenschaftlicher Forschung
Allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels niht. Mit der Theorie Kants zuwiderlaufen, daß insbesondere die vüläufige
einer ganzen Gruppe, nämlich mit den Einwendungen, die vom VWBewegung des Neptunmondes und. der äußersten eunäusige
Standpunkt der Religion aus gegen seine Kosmogonie“erhoben Saturn- und Jupitersystem die Grundarnahmen Kants in Frage
werden könnten, beschäftigt sich Kant sehr ausgiebig in der Vor- stellen, so sind doch andrerseits eine beträchtliche Anzahl astrono-
rede des Werkes, denn Kant mischer Entdeckungen zu verzeich-
war, obwohl abgewandt dem Doge nen, die der Lehre Kants eine
menzwang und dem Kirchentum, glänzende Bestätigung verliehen
doch im innersten Grunde, ebenso haben. Was menschlicher Scharf
wie sein Geistesverwandter Newton, sinn und wissenschaftliche Phan-
eine tief religiöse Natur. „Ich ktasie auf diesem Gebiete zu leisten
habe“, so sagt er in der Vovr- vermögen, das hat in Kants Werk
vede, „nicht eher den Anschlag eine bleibende Stätte gefunden.
BELEBEN ISE DE IA GZ ÄEI SADIE SEE EEE =. = =< m NW
Ueber Kants Kleine Voön Gerh. Bohlmann
GCdriften. heraushebt --- von manchen seiner
vorkritishen Schriften. Trotzdem
I der allgemeinen Vorstellung bilden auch diese die fortlaufende
lebt Kantals derBeweger höchst Kette einer geistigen Entwickelung.
abstrakter Gedankenmassen, als der 1740 wird Kant immatri-
Schöpfer eines strengen philoso» kuliert. Jegt, in der akademischen
phischen Stils, der durch seine un- Freiheit, beginnt er seinem Triebe
übersichtliche Struktur, seine schwer zu folgen, den er bis dahin
deutbaren Begriffe und rätselvollen hatte unterdrü>en müssen, Fühs-
Fremdworte den Leser von vornherein lung mit der Natur und Ver-
abschre>t. So sehr haben sich Kants ständnis für ihre Erscheinungen
große Werke in den Vordergrund zu gewinnen. Er wolle „ein
gedrängt, daß man über ihnen die Medikus werden“, antwortet er
Kleinen Schriften zu vergessen einem seiner Lehrer und deutet
geneigt ist. Aber es sind gerade diese damit die RNichtung an, nach
Abhandlungen, die hinter den drei der sich seine Interessen bewegen.
„Kritiken“ in einem gewissen Däm- In dieser Lage muß es epoche-
merdunkel liegen, die den steilen Weg machend wirken, daß ihm der Pro»
zu seinem Hauptwerk hinaufführen; fessor . Martin Knutzen die Schrif-
sie offenbaren den Entwikelungsgang ten. Newtons zugänglich macht.
und die Vielseitigkeit des Denkers Sein Drang, sich ein Weltbild
und leiten von verschiedenen Seiten Büste von Bardou. 1798. zu schaffen, muß durch Newtons
her fast mühelos in die Gedanken- Berlin, Koiser-Friedrich-Museum. Werke verstärkt und bestätigt wer-
welt seiner großen Werke hinein. den: noMm als Student schreibt
In diesen kleinen, den vorkritischen Schriften, in denen er die „Gedanken von der wahren Schätzung der leben-
sih Kant, wie in einem großen Monolog, zu der Klarheit seiner digen Kräfte“ (gedruckt 1746).
Reifezeit hindurchringt, zeigt sich der Philosoph dem Leser von Sind auch die Ergebnisse dieser ersten Abhandlung heute
einer neuen und staunenswerten Seite. Wer etwa den launigen überholt, so bleiben doh die Grundgedanken als wesentlich und
und geistvollen „Beobachtungen über das Gefühl des Schönen vorausdeutend bestehen: Kant zieht eine „gründliche“ einer
und Erhabenen" (1764) mit reiner und heiterer Teilnahme gefolgt „großen“ Weltweisheit vor, er sieht diese Gründlichkeit nicht in
ist, kann sich als ihren Verfasser kaum den Kant denken, der später der Feststellung einzelner Tatsachen, sondern in der Herausarbeitung
schwere Satzgefüge als schwierige Hindernisse auftürmt. Aus einer Methode, nach der die Naturwissenschaft ihre Erkenntnisse
diesen Erstlingsschriften tritt noch die Persönlichkeit des Verfassers zu gewinnen habe „und erklärt mit Selbstbewußtsein: „Ich habe
in lebendigen und menschlichen Bemerkungen hervor, hier wird mir die Bahn schon vorgezeichnet, die ich halten will. I< werde
noch ein Standpunkt ertastet, von dem aus- ein Problem zu be- meinen Lauf antreten, und nichts soll mich hindern, ihn fortzusetzen“.
handeln sei. Je fester sich dann das System seines Denkens zu- - Auf dieser Bahn schreitet er jetzt folgerichtig vorwärts, nach
sammenfügt, um so mehr schwindet das Persönliche, das einem allen Seiten hin versucht er, sich sein naturwissenschaftliches Welt-
zufälligen Einfall entspringt -- bis endlich an dem Tor, das zur bild zu ergänzen. Das bestätigen die kleinen Aufsätze über physi-
„Kritik der reinen Vernunft“ führt, der harte Saz Bacons an- kalische Fragen, wie die, ob die Erde in der Umdrehung um ihre
geschlagen ist: De nobis ipsis silemus (Ueber mich selbst shweige Achse, einige Veränderungen erlitten habe, über die Ursachen der
ich). Und dann wird der Leser auf dem Titelblatte dieser Kritik vulkanischen Erscheinungen und über die Theorie der Winde. Er
ersucht, das vorliegende Buch nicht für eine Meinung, sondern geht vom Nahen und Erfahrungsgemäßen aus und gipfelt darin,
für ein Werk anzusehen und zu glauben, daß es sich hier niht seinen Bli> in die Unendlichkeit des Kosmos schweifen zu lassen.
um einen Einfall, sondern um menschlihe Wohlfahrt und Würde Im gleichen Jahre, in dem er mit einer Dissertation „De igne“
handele. Durch den Sinn dieses Mottos trennt Kant sein erstes (Ueber das Feuer) promoviert, erscheint seine „Allgemeine
großes Werk --- das sich nun auch stilistisch aus den früheren Naturgeschichte und Theorie des Himmels“ (1755), deren
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