Full text: Immanuel Kant

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%. Seltsame Linien ziehen sich von dieser -Stadf<in die Welt. ' Bewegungen gehen neben Kant und gegen ihn her, die ebenfalls 
Unsichtbare Funkenzeichen von hier nach Weimar, dem anderen am Bild des kommenden Jahrhunderts weben. Welche wichtigen 
ragenden Turm deutschen Geistes, und über Europa hin. Gottscheds Erinnerungen umreißen nur die wenigen hundert Schritte des 
Schatten lebt. noch in alten Gehirnen, und unter: dem gleihen Geländes der ehemaligen . Landhofmeisterei, auf dem auch 
Dach träumt die junge Romantik. Zwei Verbitterte und Ver«- Kants Häusc<hen errichtet war? | 
zweifelnde: - Hamann und Herder, wirken dunkle Muster -in “Kant brauchte nur ein wenig aus seiner Haustüre zu gehen, 
den «Teppich der Zukunft, und der Musiker schafft, Mozart die Prinzessinstraße hinauf, und -dann in das Ende der Junker- 
den Weg bereitend, am deutschen Singspiel, und rund herum straße einbiegen, das heute Poststraße heißt, Den Paradeplaß 
träumen die Ibungen, die das niedergeworfene Preußen wieder mit dem Lärm der ' exerzierenden Soldaten läßt er rechts liegen. 
aufrichten werden. An der Ee, wo heute die Altstädtische Kirche liegt, erhob sich 
- „Dann aber wird der, der Allen den Geist einhauchte und damals das Theater. Links lag das Doerffersche Haus mit 
ihnen die geistigen Waffen schmiedete, schon unter der Erde ruhen. seinem Garten, der bis zum Gesekusplatz hinunterging. . Hier 
- Es ist ein ganz bestimmter Kreis, der von den Namen Kant wohnte E. T. A. Hoffmanns Großmutter und sein „O weh-Onkel“, 
und Königsberg umschlossen wird, -- ein Kreis, der so weit das dem die Iustizreform 1772 den Abschied gab. Wenige Jahre 
Wesen der deutschen Nordostmark det, daß diese beiden Namen später lugte Hoffmanns Knabengesicht mit den großen brennenden 
weithin. in Rauni und Zeit als Repräsentanten unserer Heimat Augen sehnsüchtig dur; die Bußtenscheiben in die Welt. Im 
erscheinen. Königsberg ist eben nicht als Hamannstadt oder als oberen Sto> wohnt der Professor der Geschihte Werner mit 
Hippelstadt bekannt geworden, sondern unzertrennlich mit dem seiner religids wahnsinnigen Frau, die in ihrem kleinen Sohne 
Namen Kant verbunden, wie Kants Name wiederum unzertrenn« Zacharias Werner den Heiland der Welt geboren zu haben 
lich mit Königsberg verbunden ist. Kant-Königsberg, das ist glaubt. Professor Werner, auf dem Boden der Gottschedischen 
der Ausdruc> einer ganz bestimmten historisch-geographisch-kulturellen QSchule wurzelnd, hatte 1743 die „Freie Gesellschaft“ gegründet, 
Lage. Daran hat auch der Umstand nichts ändern können, daß die dann nach seinem Tode mit. der von Gottscheds Freund 
fast jedes Andenken an Kant im Bild unserer Stadt ausgetilgt Flottwell gegründeten „Deuts <hen Gesellschaft“ (der noch 
ist. Gerade dieser Umstand macht die magische Verknüpfung der heute bestehenden „Königlichen deutschen Gesellschaft“) verschmolz. 
beiden Namen fast augenfälliger. Mag Königsberg im vorigen Welch weite. Zeitspanne ist hier umschlossen, wenn Kant, wie so 
Jahrhundert gegen seine großen Erinnerungen geradezu gewütet oft, an diesem Hause vorüberging! Gokttscheds Geist wirkte hier 
haben, immer wird es dennoch in seiner Herbheit und Abstrakt» in der stillen Professorenstube weiter, und die lezten Ausläufer 
heit als „Stadt der reinen Vernunft“ aus allen Veränderungen der Romantik, Zacharias Werner und E. T.. A. Hoffmann, lagen 
hervorgehen. Das schwer Zugängliche, Rigorose des Kantshen im Fenster oder spielten hinten im Garten. 
Denkens wird sich immer in diesem aus vier verschiedenen B« Z| Weiter geht Kant, an dem v. Le8gewangschen Fräulein- 
standteilen (dem Schloß und den drei Städten) zusammenseßenden, stift vorüber, und jett steht er vor dem von allen Königsbergern 
unübersichtlichen Komplex ausdrücen. bewunderten Palais seines Freundes, des Stadtpräsidenten Theo- 
- Dennoch deen sih Kant und Königsberg nicht ganz dor v. Hippel. Siebzehn Jahre jünger ist er als Kant, aber 
und etwa in dem Verhältnis, in dem sih Goethe und Weimar sieben Jahre vor ihm wird er sterben, ausgebrannt von Leiden- 
decken. Gewiß, Goethe ist die überragende Gestalt eines mittel< schaften, Ungenügen am Leben und an sich. Von brennendem 
deutschen Kulturkreises. Aber welche Welten, von Wieland bis Ehrgeiz getrieben, der aus dem armen Theologie-Studenten in 
zur deutschen Romantik, wenn man die Zeitgrenze von Goethes anderthalb Jahrzehnten nicht nur einen der bekanntesten deutschen 
Leben einhalten will, knüpfen sich an den Namen Weimar! Und Schriftsteller machte, sondern den in den Adelsstand erhobenen 
so ist es auch mit Königsberg: welche Welten, von Gotts<hed, Stadtpräsidenten und reichsten Mann der Stadt. Begründer 
Hippel, Hamann bis zu der Erneuerung des preußischen Staates des preußisch-baltischen Heimatromans und des sentimentalen 
und den Freiheitskriegen, sind mit Königsberg verbunden! Au< Romans überhaupt mit seinen „Lebensläufen in aufsteigen- 
Königsberg ist der Mittelpunkt eines besonderen Kulturkreises, der Linie“. Ausgangspunkt der modernen Frauenemanzipation, 
von Danzig bis Riga und Dorpat spannend. Strömungen und die an sein „Buch über die Ehe“ anknüpft. 
Immanuel Kants Heim, 
Von. Regimontanus. 
Ms alte Königsberger kennt es nicht noc<, Kants Links war der Hörsaal, nach hinken hinaus die Küche und rechts 
bescheidenes Häuslein in der Prinzessinstraße, von dem die Wohnung der Köchin, die für den Tafelfreuden nicht abholden 
aus viele Jahre lang die gesamte denkende Welt in Atem und Span- Kant eine wichtige Person war. Das Obergeschoß enthielt gleich- 
nung gehalten worden ist. Zu Füßen des gewaltigen Schlosses und falls ein Vorhaus, daneben nach vorne links den Eßsaal, rechts das 
eingebettet in grüne Gärten stand es da, einen Schritt vom Wege VBesuchszimmer, nach hinten hinaus Schlafzimmer und Studier- 
und doch leicht erreichbar, denn Kants Heim war nicht nur der stube. Im Dachgeschoß waren drei Kammern und die Stube 
geistige, sondern auch ungefähr der örtliche Mittelpunkt der Stadt. des Dieners. An das Erdgeschoß waren no<h herangebaut: links 
- Das Haus stand auf dem Gelände der alten Landhofmeisterei, der Kellereingang, rechts eine Sommerstube und der Hührierstall, 
d. h. der Dienstwohnung des preußischen Landhofmeisters, das nach hinten Erker und Holzstall. Hinter dem Hause, im ehemaligen 
am 27. August 1699 der Generalfeldmarschall von Barfuß Scloßgraben, war der altertümliche kleine Garten, in den man 
für einen Spottpreis erworben hatte. Barfuß' Witwe verkaufte bis 1893 von der Schloßstraße aus hineinsehen konnte. Der 
das Gelände an der heutigen Prinzessinstraße stü>weise weiter. große Garten (Prinzessinstraße 3a) rechts vom Hause war schon 
Das jetzige Grundstüf Nr. 3 kam nach mehrfachem Besizwechsel früher bebaut worden. 
an den Maler Iohann Gottlieb Bed&er, dessen Name uns Um das Haus herum war es sehr ruhig. Nur das Singen 
noch heute recht geläufig ist, denn von ihm stammt das älteste der Häftlinge in der hinter dem Garten gelegenen Schüßerei 
und. mit das beste Bildnis Kants. Von Beer erwarb mit Hilfe verleidete Kant manche Stunde, Er suchte durc< Hippel, den 
seines Freundes Hippel Kant dieses Haus am 30. Dezember 1783 Stadtpräsidenten, und die Polizei auf das Abstellen dieses Un- 
für 5 500 Gulden. fugs, wie er dieses Singen nannte, hinzuwirken. Das gelang 
Nun hatte Kant endlich das langersehnte eigene Heim, zwar nicht ganz, doM wurden die Gefangenen angehalten, ihre 
in dem er sich bis zum Lebensgende recht wohlfühlte. „Übermütig Singelust bei geschlossenen Fenstern zu befriedigen. Noch ungehaltener 
sieht's nicht aus =- Hohes Dach und niedres Haus" singt Goethe äußerte. Kant sich zu seinen Tischgenossen darüber, daß Gassen- 
von seinem Garfenhäuschen im Weimarer Park; das kann man jungen häufig Steine üher den Zaun in seinen Garten warfen. 
wörtlih auc< von Kants Heim sagen. Durch die heute im Die innere Einrichtung - des Hauses war, dem bescheidenen 
Prussiamuseum aufbewahrte Haustür trat man in das Vorhaus. Sinne seines Bewohners entsprechend, einfach und sauber. .Nur 
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