Full text: Kant

+ Erfahrungsgegenstände einmal die Identifizierung mit den Dingen an 
. sich abzulehnen und anderseits zu verhüten, sie in bloßen Schein 
T aufgehen zu lassen. Die in Zeit und Raum geordneten Inhalte sind 
ht keine Dinge an sich, weil diese keine Beziehung mehr zum Ich als 
Sn Erlebnismöglichkeit haben, Raum und Zeit aber gerade diese Bezie- 
DD hung herstellen. Sie sind daher auch nicht bloßer Schein, sondern 
7 objektive Wirklichkeit, weil die Ichbeziehung, die in Raum und Zeit 
8; vorausgesetzt ist und als deren anschaulicher Formfaktor Zeit und 
a Raum, zu betrachten sind, mitsamt den Ordnungen von Raum und 
S Zeit gegenstandsbestimmend ist. 
N 3. Kant beugt also, wenigstens implizit, den mathematischen Inhalt 
26 unter die Prinzipien der Gegenstandserkenntnis überhaupt und be- 
Cr weist somit die gegenständliche Gültigkeit der Mathematik, soweit 
U- sich dieser Beweis ohne ausdrückliche Zuhilfenahme der späteren 
45 Transzendentalprinzipien durchführen läßt, und damit erfahren die 
Ar Betrachtungen des vorigen Kapitels über die Gültigkeit der Mathe- 
matik ihre notwendige Ergänzung. Die reine Mathematik ist für Kant 
18 der Inbegriff der Erkenntnisse der Ordnungsgesetze von Zeit und 
Js Raum. Die quantitativer Bestimmung zugängliche reine Anschauung 
et ist nichts anderes als das begründende Prinzip der reinen Mathematik, 
ts innerhalb deren die Arithmetik sich in der Zeitgesetzlichkeit und die 
Sr Geometrie in der Raumgesetzlichkeit aufbauen. 
n- Hierdurch erfährt selbst die reine Mathematik ihren bestimmten 
nn. Bezug auf die Erfahrungswirklichkeit. Sie ist nur gültig im Hinblick 
de auf die Zeit- und Raumordnung der wirklichen Gegenstände. Daher 
8 darf unter sachlich-systematischen Gesichtspunkten die Frage, ob Kant 
die Möglichkeit der nichteuklidischen Geometrien wirklich gesehen 
7 hat, verneint werden. Denn mögen auch einzelne Äußerungen darauf 
N hindeuten, so hat er doch in den systematischen Zusammenhang 
ın seiner Hauptwerke dahingehende Proöblemstellungen nicht hinein- 
er gewoben, so daß er mindestens die Bedeutsamkeit der Tatsache der 
a nichteuklidischen Geometrien nicht erkannt haben kann. Der Begriff 
n- der reinen Anschauung besagt daher, daß die mathematischen Gegen- 
50 stände zwar ein Sein besitzen, das nur in der Ebene des Gültigen 
0- gelegen ist, aber Kant hütet sich davor, die Gültigkeit der Mathematik 
h- vom Erfahrungsproblem abzulösen. Es gibt kein Sein der Gegenstände 
ik der reinen Mathematik, das vollkommen für sich bestände. Die reine 
ik Mathematik ist rein, sofern ihre Gültigkeit unabhängig von den Einzel- 
56 erfahrungen ist; aber es wäre sinnlos, ihre Gültigkeit unabhängig von 
ie der Erfahrung überhaupt machen zu wollen. 
RT
	        
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