Full text: Kant

m werden damit zum Range der Möglichkeiten der Kultur erhoben. Sie 
tz sind gleichsam das Gefäß, in das sich aller Kulturgehalt, jegliche 
n- Kulturgestalt und Kulturtat ergießen muß. Wohl sind sie selbst in- 
‚je different gegenüber den Kulturgestaltungsmöglichkeiten. In ihnen 
so vollzieht sich die edelste Tat wie das scheußlichste Verbrechen. Aber 
en gerade ihre Indifferenz gegenüber allen Werten prädestiniert sie zur 
a- Möglichkeit allen und jeden Kulturgestaltens. Die Zeit und der Raum 
uf sind in gewisser Begrenzung unser Eigentum, über das wir frei ver- 
N. fügen können. Frei in dem tieferen Sinn, in dem Kant diesen Begriff 
Es in die Philosophie eingeführt hat. Es ist eine Freiheit des Gestaltens, 
alt eine Möglichkeit zu handeln in und mit der Materie, die den Weg 
n, bahnt zur Erreichung von Kulturwerten. Es ist die Möglichkeit, die 
r- objektive Ordnung der Werte in der Wirklichkeit zu vergegenständ- 
uf lichen. 
1d In der Zeit sind wir durch den Tod begrenzt, in der Ausnützung des 
in Raumes durch die Bewegungsmöglichkeiten unseres Leibes. Erst durch 
Is- diese Grenzen werden Zeit- und Raumteile für uns wertvoll. Wir müs- 
en sen mit endlichen Zeit- und Raumteilen wirtschaften lernen. Sofern 
lie es unsere Aufgabe ist, Kultur zu schaffen, sind wir gehalten, unsere 
st uns geschenkte Zeit mit „Inhalt“ zu füllen. „Die Zeit ist mein Besitz, 
Ir mein Acker ist die Zeit“, sagt Goethe im Buch der Sprüche. Den 
3n Zeitablauf des „inneren Sinns‘“ gestalten wir, indem wir ihn durch 
die Abfolge unserer Vorstellungen gleichsam erst gegenständlich ma- 
en chen. An diesem Punkte der von uns durch die Vorstellungsinhalte 
es gestalteten psychischen Zeit tritt die Freiheit gegenüber der Natur- 
. materie in die „Erscheinung“. Wir können uns diese Inhalte zu 
lie Zwecken machen, die wir erreichen wollen, Zwecke, die verlangen, 
zu daß in Zeit und Raum die Materie einer bestimmten Gestaltung unter- 
it. worfen werde. Das Ich und die von ihm gestaltete Zeit werden somit 
6: zu ersten praktischen Bedingungen für die Gestaltung der Materie 
in. nach Zwecken. Allgemein gesollt sind diese Zwecke, sofern sie der 
N. Kulturerzeugung dienen. Der Zeit kommt daher eine Doppelfunktion 
en zu. Als psychische Zeit wird sie vom Ich gestaltet, als physische Zeit 
ch bestimmt sie die Gegenstände und daher auch das empirische Ich. 
ch Auch der Raum gewinnt unter diesen praktischen Gesichtspunkten 
e- ein doppeltes Gesicht. Durch unseren Leib gestalten wir den Raum 
en nach unseren Zwecken, d. h. mittelbar wiederum durch unser Ich, 
in indem wir ihn nach gewollten Ordnungen mit Inhalten besetzen; der 
eit Raum ist gleichsam ichgestaltet, es ist ihm ein persönliches Gestal- 
m tungsprinzip, freilich völlig anderer Art als bei der psychischen Zeit, 
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