ip menhang mit der Erfahrung grundsätzlich aufrechterhaltende Er-
ät kenntnis als einen unendlichen Progressus, in dem jedes Glied eine
°n Setzung bedeutet, die einen nur relativen Wahrheitsgehalt besitzt.
in Jedes Glied ist nur gesetzt, um eine Stufe zu bedeuten, um durch wei-
er tere Setzungen überwunden zu werden. Diese Reihe von Gliedern,
T- die so entsteht, hat allerdings die Richtung auf einen einheitlichen
et Wahrheitszusammenhang, aber diese Richtung ist niemals imstande,
Pr die einzelnen Glieder eindeutig aus sich abzuleiten. Darum muß der
28 Irrtum bestehen bleiben, nicht aus menschlichem Unvermögen, son-
Is dern weil das Gegebene keine prinzipielle endgültige Auflösung ge-
5 stattet. Der unendliche Prozeß der Erkenntnis vermag also trotz sei-
'T nes Wahrheitszieles nicht die Gegebenheit auszuschalten. Die Mög-
; lichkeit der Wahrnehmung immer neuer Erfahrungsinhalte sowie der
immer weiter fortschreitenden begrifflichen Zerlegung der schon be-
kannten Inhalte stellt das erkennende Einzelich vor eine Reihe von
Aufgaben, die ex principlis niemals abschließbar sind. Die Kategorien
S und die aus ihnen fließenden Grundsätze des reinen Verstandes, also
nn die Sätze der transzendentalen Analytik vermögen immer nur die
ne allgemeine Form der gegenständlichen Erfahrung zu verbürgen. Sie
T bestimmen den Einzelinhalt, aber sie gestatten nicht, ihn aus sich
abzuleiten. Sie sind daher nicht imstande, jeden Einzelinhalt mit den
anderen möglichen Inhalten zu einem geschlossenen Bilde von der
Wirklichkeit zu vereinigen.
3. Ob also die Inhalte einer in unendlichem Fortgang sich unge-
messen erweiternden Erfahrung sich stets zu einem geschlossenen
) Einheitsbilde vereinigen lassen, darüber vermag die Gestaltungskraft
der Gegenstandslogik keine bindenden Aussagen zu machen. So ge-
wiß auftretende Widersprüche zwischen einzelnen Erfahrungsinhal-
ten und ihren wissenschaftlichen Deutungen, wie sie ja tatsächlich
häufig genug in der Geschichte der Naturwissenschaften aufgetreten
sind, nach den Prinzipien der Logik in Übereinstimmung mit dem
ganzen System gebracht und somit überwunden werden, so wenig
kann diese methodische Ausmerzung des Irrtums die hier verlangte
geschlossene Ganzheit aller Erfahrungsinhalte herbeiführen oder
garantieren. Denn die Ganzheit der Erfahrung bedeutet, daß jedem
Inhalt seine bestimmte Stelle im Ganzen der Erfahrung zugewiesen
sei, so daß die Notwendigkeit gerade dieses Inhaltes an dieser Stelle
einsichtig ist. Dann aber verlangt die Geschlossenheit dieser Mannig-
faltigkeit, daß weitere Inhalte nicht mehr hinzutreten dürfen. Diese
Idee der Abgeschlossenheit würde verlangen, daß sämtliche Inhalte
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