N Aufgabe, die jeweiligen Einzelmomente einer erscheinenden Gesin-
x nung in ein gradhaft abgestuftes Rangverhältnis gemäß ihrer Bedeut-
5 samkeit für den Grad der Sittlichkeit der zu beurteilenden Gesinnung
iS und Handlungsweise zu ordnen.
n Diese Betrachtung führt zu einem zweiten Grundgesichtspunkt mo-
in ralischen Beurteilens. Selbst wenn es gelingt, eine Handlung durch den
nn Bezug auf moralische Werte zu typisieren und somit einzugrenzen als
nn einen einzelnen Gegenstand, so muß sie dennoch als Glied des ganzen
lie Lebenszusammenhanges des Individuums begriffen werden. Erst der
Vergleich und die Abwägung der Einzelhandlung mit den sonst im
ns Einzelleben hervorgetretenen Gesinnungsfaktoren, d. i. mit der ganzen
aß historischen. Gestalt des Individuums, gestattet die moralische Be-
en deutsamkeit der Handlung festzustellen, sie als Ausdruck der willent-
lichen Gesamtbetätigung, als Ausdruck recht eigentlich des intelli-
ch giblen Charakters zu begreifen. Eine nach wissenschaftlicher Methode
in: verfahrende moralische Beurteilung eines Individuums wird daher
as: nicht ohne die Einordnung dieser Person in den kontinuierlichen
en Fluß des universalhistorisch auszuwägenden Geschehens auskommen.
ne Die Gesamtheit dieser Überlegungen drängt daher mit Notwendig-
re keit dahin, auch diejenigen Gesinnungen und Handlungen, die auf
nn; einen irgendwie gearteten Glückszustand des Individuums ausgehen,
er in die sittliche Beurteilung mitaufzunehmen; aber so, daß ihr posi-
ine tiver sittlicher Wert nur gradhaft miteingewogen wird. So gewiß das
alt Streben nach sinnlichen Genüssen, sofern sie Endzweck sind und nicht
en als notwendiges Mittel zur Erreichung höherer Zwecke benützt werden,
en. sittlich abfällig beurteilt werden muß, so wenig darf dies in gleicher
ig Weise für Glücksgefühle zutreffen, die die Menschen bei edlen Ge-
ch nüssen geistiger Art haben und erstreben. Die Freude beim Schauen
an oder Anhören eines großen Kunstwerkes gehört in ein anderes Reich
‚en als die Lustgefühle bei sinnlichen Gaumengenüssen. Der edle Genuß
_- erhebt das Individuum in das Erlebnis von idealen Kulturwerten, die
er sich ihm durch die Gestalt des Kunstwerkes offenbaren, weil dieses
en; selbst einen konkreten Brennpunkt von Kulturordnungen darstellt.
[a Der Mensch bildet sich dann gemäß den Normen von idealen Kultur-
en werten empor. Sein geistiges Selbst kommt nur beim edlen Genuß
olg gleichsam zu sich selber, indem es sich auf seine mögliche Entfaltung
var als Geist besinnt, sich freimachend für das Dasein nach gültigen
ces Normen und damit die Kultur fördernd. Der sinnliche Genuß dagegen
an erregt nur die biologisch-naturhafte Seite im Menschen, fördert ihn
die nur in seinem naturhaft bestimmten Triebleben, in seiner natürlichen
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