Full text: Kant

Absolute, das Unbedingte in der Metaphysik dürfte keine personale 
Einheit sein, schon darum nicht, weil jede persönliche Einwirkung 
des Absoluten auf die Welt die metaphysische Konstruktion in die 
Ebene des Subjektiven herabziehe. Dem Absoluten personale Struktur 
beilegen, hieße, es bereits in das Gefüge religiöser Gegenstände ver- 
wandeln. Vom Gesichtspunkte einer streng methodischen Trennung 
zwischen religiösen und metaphysischen Gegenständen aus gesehen, 
mag dieser Gedanke wertvoll erscheinen, namentlich gegenüber der 
Tatsache, daß Religion und Metaphysik sich vielfach zu Einheiten 
miteinander verflochten haben, die im Einzelfalle methodisch kaum 
auseinander gewirrt werden können. Religiöse Metaphysik, in der 
Bedeutung, wie etwa Dilthey diesen Ausdruck gebraucht, ist ein un- 
trennbares Ineinander von religiösen und metaphysischen Gegen- 
ständen. Überall da aber, wo eine nichtreligiöse Metaphysik, eine rein 
rationale Metaphysik, sich zu Bestimmungen über das Absolute er- 
hebt, die rein theoretischer Natur sind und das Absolute zu Geist, zu 
einer geistigen Einheit verdichten, ist die Struktur des Persönlichen, 
freilich nur nach seinen allgemeinen Bedingungen, heimisch. Die 
Trennungslinie zwischen Metaphysik und Religion muß daher unab- 
hängig von der Personalität verlaufen, so daß das Personale, wenig- 
stens als Prinzip, nicht auf die religiösen Gegenstände beschränkt 
bleibt. Die Personalität ist kein Trennungskriterium zwischen Meta- 
physik und Religion. Dabei ist aber zu beachten, daß allgemeine 
Personalität weit davon entfernt ist, als Person überhaupt oder gar 
als empirische Person zu gelten. Gewiß gibt es Metaphysik ohne per- 
sonale Struktur, während Religion stets den höchsten in ihr auftre- 
tenden Wert personal gefugt voraussetzen muß. Der bekannte Ein- 
wand, daß im Buddhismus eine Religion ohne persönlichen Gottes- 
begriff vorliege, beweist nichts gegen diese Behauptung; ganz abge- 
sehen davon, daß die These dieses Einwandes bestritten ist. Denn ein- 
mal ist der Begriff des Persönlichen hier in dem weiteren Sinne der 
Bedingungen des Persönlichen, kurz als Personalität bezeichnet, zu 
verstehen, und diese Personalität wird man dem Buddhismus zuge- 
stehen dürfen, oder aber, soweit dieses Moment fehlt, ist eben der 
Buddhismus keine Religion, sondern auf moralisch-soziale Erlebnisse 
mit dem Einschlag eines eigentümlichen absoluten Gefühls von Allge- 
meinheit und Universalität aufgebaut, die das Persönlich-Individuelle 
vernichten. Mit der Personalität Gottes gewinnt der Inhalt religiösen 
Erlebens eine Verdichtung gegenständlicher Bestimmtheiten, die ihn 
aus der Sphäre bloß psychischer Existenz hinausverlegt in ein Reich 
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