vuf 4. Kant sondert ihn daher streng von allen scheinbar verwandten
Begriffsbildungen ab. Er trennt ihn von allen subjektiven, nur bedingt
en gültigen Wertgebilden ab. Weder das Angenehme noch das Nützliche
cn darf mit dem Schönen verwechselt werden; aber auch das unbedingt
Az gültige Moralisch-Gute ist vom Schönen zu unterscheiden. Das Krite-
itt. rium für diese Unterscheidung findet Kant in dem verschiedenen Ver-
[or halten der angenehmen und nützlichen Dinge und der moralisch guten
aß Handlungen gegenüber dem Zweckbegriff. In diesen drei Fällen be-
°n. steht nämlich ein Wohlgefallen am Dasein dieser Gegenstände. Dieses
ch Interesse an der Existenz der Gegenstände fällt aber beim schönen
st- Gegenstande fort. Er existiert, sich selbst genügend in seinem Dasein.
en Er darf nur Gegenstand eines interesselosen Wohlgefallens sein.
5S- Der ästhetische Gegenstand hat keine unmittelbare Beziehung zur
cn Wirklichkeit. Wo wir am Wirklichsein eines Gegenstandes interes-
ık- siert Sind, wo wir den Gegenstand zu Zwecken des Nutzens oder der
A angenehmen Lebensführung oder als Mittel zur Verwirklichung sitt-
in licher Ziele gebrauchen wollen, da führt die Betrachtung aus dem
en ästhetischen Gebiete hinaus. Die Welt, die uns der Dichter erschließt,
9. die der Maler uns auf der Leinwand darstellt, ist niemals wirklich,
ler ist auch niemals wirklich gewesen. Ja, sie darf eben gar nicht wirk-
nt lich sein. Kant durchbricht grundsätzlich an diesem Punkte die aus
Se dem Altertum stammende Theorie der Kunst, daß sie Nachahmung
De der Wirklichkeit, der Natur sein müsse und wolle. Kant stellt aller-
U- dings zunächst nur in negativer Fassung das Prinzip des Schöpferi-
he schen in allem künstlerischen Bilden auf, indem er die ästhetische
ch Gesetzlichkeit ins Unwirkliche verlegt. Er gewährt damit dem Schö-
It. nen die Möglichkeit, ein Reich von einer ihm eigentümlichen Gesetz-
ch mäßigkeit zu gründen. Beim Anhören einer Oper etwa sind wir aufs
re- unangenehmste berührt, wenn wir durch irgendeinen Umstand ge-
er stört werden. Dieses Störungserlebnis besteht keineswegs nur darin,
daß für uns eine Lücke in der Aufnahme der Musik und der Hand-
a lung entsteht, sondern, daß wir aus der unwirklichen Welt der Oper,
lie in der wir doch zugleich lebten, herausgerissen und an die uns um-
CE gebende Wirklichkeit erinnert werden. Der Zusammenhang der Ge-
De genstände des Kunstwerks untereinander steht außerhalb der Kon-
Ce tinuität der Wirklichkeit.
ch 5. Wenn Kant den ästhetischen Gegenstand geflissentlich in Ab-
Sr stand von den theoretischen Gegenständen der Erfahrung zu bringen
- sucht, so spricht hier zweifellos das Bestreben mit, das Ästhetische
trotz seiner sinnlichen Erscheinungsweise nicht in die Ebene der
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