Full text: Kant

müssen ferner unter den Zweck im technischen Sinne subsumierbar 
sein, weil die bloße kausale Beziehung der Mittel untereinander nicht 
zureicht zur Ganzheit. Nun haftet dem Zweck ein übersinnlich allge- 
meines Moment an, während die Mittel in das hic et nunc restlos ein- 
gebettet sind. Somit verknüpft die Zweckganzheit das Allgemeine mit 
dem Besonderen, und weil die Mittel aus dem Zweck ableitbar sind, 
so ergibt sich ein eigentümlicher, endlicher Zusammenhang der „Ab- 
leitung“ zwischen dem Allgemeinen und Besonderen. 
Das Folgende muß diese im Zweckbegriff angelegten Momente und 
Folgerungen nun an den Einzelproblemen bewähren und schärfer 
fixieren. Denn Kant hat alle diese Momente ausgenützt, um Einheit 
und Verknüpfung in sein System hineinzubringen. Da er sie jedoch 
auf die verschiedenen Probleme ungleich verteilt hat, so muß er mit 
den verschiedensten Nuancen des Zweckgedankens operieren. Nach 
zwei wesentlich verschiedenen Richtungen breiten sich Kants Unter- 
suchungen über den Zweckbegriff, wenn wir jetzt von seiner Ästhetik 
absehen, deren Zweckbezogenheit bereits in der Ganzheit des Kunst- 
werks erkannt ist, aus. Nach der methodologisch-wissenschaftlichen 
Seite gewinnt Kant im Zweckbegriff einen logischen Gesichtspunkt, 
der in die logische Struktur der Mathematik und Biologie hinein- 
leuchtet und Fingerzeige gibt, wie diese Wissenschaften sich mit meta- 
physischen Begriffsbildungen berühren. Auf der anderen Seite baut 
Kant mit dem Zweckbegriff seine Metaphysik weiter aus, sodaß es 
ihm ermöglicht wird, von ihr aus das methodologische Problem der 
Kulturwissenschaften, insbesondere der Geschichtswissenschaften, 
mit neuen Ausblicken zu bereichern. 
3. Hinsichtlich der methodologischen Bedeutung des Zweckbegriffs 
für die Wissenschaften dürfen wir uns kurz fassen, weil das Problem 
der Theorie des Kulturbewußtseins nur mittelbar von diesen Analysen 
Kants berührt wird. Zur Verwirklichung der Kulturwerte gehört ein 
gewisser auf dem Gebiete des Erkennens liegender Begriff des Tech- 
nischen, wie er sich z. B. im Bildungswesen bei der Unterrichtslehre, 
in der wissenschaftlichen Forschungsarbeit bei einer Technik der 
wissenschaftlichen Erkenntnismethoden äußert. Kant entdeckt einen 
solchen Begriff der technischen Methode für die Wissenschaft der 
Mathematik, wobei ihm freilich wieder wesentlich die alte euklidische 
Geometrie vorschwebt. Diese Zweckmäßigkeit ist also keine, den 
mathematischen Gegenstand logisch bestimmende und gehört daher 
zunächst nicht der logischen Methodologie an; vielmehr betrifft sie 
den Gesichtspunkt der „Tauglichkeit‘“ einer Figur „zur Auflösung 
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