Full text: Kant

bar vieler Probleme nach einem einzigen Princip‘“. (V, 362), So gewiß 
cht damit zunächst allerdings eine technische Seite der wissenschaftlichen 
BC Erkenntnismethode in der Mathematik herausgestellt ist, so zweifellos 
steht hinter ihr ein bestimmtes logisches Prinzip, und so berühren 
mit diese Bestimmungen Kants einen für die Mathematik grundlegenden 
nd, methodologischen Begriff. Cassirer'® hat in genetischer Form eine 
Ab- Darstellung der Methodologie der Mathematik gegeben, die im Rela- 
tionsbegriff (Reihenbegriff) das moderne Erkenntnisinstrument er- 
ınd kennt gegenüber dem Substanzbegriff, der die Anfänge in der mathe- 
fer matischen Erkenntnis beherrscht. In seiner Darstellung schimmert 
Leit öfter dieser technische Gesichtspunkt, der vermöge der Reihenhaftig- 
och keit der mathematischen Begriffsbildungen gestattet, aus einem Be- 
mit griff durch Relationen andere Begriffe derselben „Reihe“ abzuleiten 
ach und zu übersehen, hindurch. „Ein Problem, das die neue synthetische 
er. Geometrie durch eine einzige allgemein anwendbare Konstruktion 
tik löst, muß bei Apollonius in mehr als achtzig, nur durch die Lage ver- 
ıSt- schiedene Fälle zerlegt werden“ (a. a. O. S. 91). Nun hat gewiß Kant 
1en diese neueren Methoden kaum gekannt. Um so bewunderungswür- 
kt, diger ist diese seine Vorahnung der Struktur des modernen Relations- 
in- begriffs, die er bei der Betrachtung des damaligen Standes der eukli- 
;ta- dischen Methode gewinnt. 
aut 4. Weit bedeutsamer sind indessen die Bestimmungen Kants für die 
cs Wissenschaft der Biologie. Das Problem des lebenden Organismus 
der schien auch für Kant gewisse Grenzen der kausalmechanischen Me- 
€n. thode der Naturwissenschaften aufzuweisen, war ja doch eine alte 
Tradition vorhanden, die den Organismus unter die Bedingungen von 
ffs Endursachen gestellt hatte, zumal Leibniz den aristotelischen Ente- 
Cm lechiebegriff unter psychologischen Bedingungen erneuert hatte. Da- 
EN her mußte für Kant Kausalität der Natur und teleologische Betrach- 
ein tungsweise der Biologie, die doch ein Teilgebiet der Naturwissenschaft 
ch- ausmachte, in einen Gegensatz zueinander geraten, der sich zu einer 
Te, Antinomie für ihn zuschärfte. Um die logische Natur des Organismus 
ler zu bestimmen, formt sich Kant den Begriff der inneren Zweckmäßig- 
ıcn keit. Er definiert zunächst ein Ding als Naturzweck, „wenn es von sich 
ler selbst (obgleich in zwiefachem Sinne) Ursache und Wirkung ist“. 
;:he (V, 370; dort gesperrt). „Zu einem Dinge als Naturzwecke wird nun 
len erstlich erfordert, daß die Theile (ihrem Dasein und der Form nach) 
IS nur durch ihre Beziehung auf das Ganze möglich sind.“ Doch würde 
sie diese Bestimmung allein nicht gestatten, das organisierte Lebewesen 
ng von einem Kunstprodukt, etwa einer Maschine, zu unterscheiden; 
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