Full text: Kant

Y, Sein Verfahren ist ganz auf die transzendentale Analyse der Tatsachen 
mn abgestellt, denen Kant die übergreifenden Einheitsbedingungen abzu- 
n gewinnen trachtet. Hier hat Kant endgültig seine Neigung für statisch- 
er naturwissenschaftliche Gesetzesallgemeinheit abgelegt und ist zu einer 
e- dynamischen, auf dem Fortschrittgedanken aufgebauten Theorie der 
n, Geschichte gelangt, wie sie in ihrem metaphysischen Fundamente in 
T den Aufklärungsideen von allgemein verbindender Menschenvernunft, 
a- Humanität und Fortschritt durch die Wissenschaften lebendig waren, 
F die den Stimmungsgehalt der damaligen höheren Gesellschaft aus- 
machten, die in freudigem Genießen ihrer über die unmittelbaren 
je Lebensbedürfnisse hinausgehobenen Existenz dahinlebte. 
le Kant sucht diesen allgemeinen Hintergrund der Auffassung von 
et Leben und Geschichte methodisch zu begründen. Nur dann ist zu 
Is hoffen, den regelmäßigen Gang der Geschichte zu entdecken, wenn 
ar man sie nach allgemeinen ‚„Natur“‘gesetzen bestimmt. Denn da die 
at Menschen „nicht wie vernünftige Weltbürger nach einem verabrede- 
' ten Plane im ganzen verfahren‘, so kann unter dem Gesichtspunkte 
der Zwecke des Einzelnen von einem allgemeinen Plane in der Ge- 
schichte nicht die Rede sein. Nun wissen wir schon, daß aus dem 
- vorhin entwickelten Endzweck der Welt sich dieser Plan der Ge- 
; schichte angeben läßt. Indessen hält sich Kant im Jahre 1784 vor- 
‚B sichtig, soviel wie möglich, innerhalb der Grenzen des Erkenntnis- 
2r begriffs der Kritik der reinen Vernunft. Er sucht daher innerhalb des 
Naturgeschehens eine natürliche Ursache ausfindig zu machen, die 
jene planmäßige Entwickelung von der Geschichte begreiflich macht. 
Er findet sie im „Antagonism“ der menschlichen Anlagen in der Welt, 
der durch den Gegensatz und Unterschied in den Naturanlagen der 
einzelnen Individuen diese zur gegenseitigen Anpassung: und darum 
Anspannung ihrer Fähigkeiten, Kräfte und Verhaltensweisen im Le- 
ben antreibt. Erst diese durch Leiden hindurchgehende Zusammen- 
stimmung aller kann die Gesellschaft in ein moralisches Ganzes ver- 
ar wandeln (VII, 21). Als eine äußere Bedingung hierzu führt Kant die 
h Erlangung eines äußeren gesetzmäßigen Staatenverhältnisses an. Er 
7 verbindet so unter Aufrechterhaltung der schöpferischen Kräfte, die 
in der nationalen Eigentümlichkeit bestehen, mit dieser Besonder- 
; heit die allgemeine Lebensstimmung des Weltbürgertums, das sich an 
Ü der übernationalen Wissenschaft leiten lassen soll. 
Während nun die Natur durch diese gegensätzliche Dynamik den 
Menschen zwingt, seine Naturanlagen nach allen Richtungen zu ent- 
wickeln, stellt sie der Menschengattung gleichsam eine Aufgabe; aber 
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