Full text: Kant

n. schrittsbegriffe für den Kreis der wissenschaftlichen Bedingungen 
te, der empirischen Geschichtsforschung gänzlich ab. 
ist Der dynamische Prozeß ist ein Fortschreiten in der Verwirklichung 
ng immer höherer objektiver Werte. Daher trennt Kant hier besonders 
T- scharf die technische Zivilisation von der moralischen Kultur. „Wir 
ä- sind in hohem Grade durch Kunst und Wissenschaft cultiviert. Wir 
alt sind civilisiert bis zum Überlästigen zu allerlei gesellschaftlicher Artig- 
ur keit und Anständigkeit. Aber uns schon für moralisiert zu halten, da- 
he ran fehlt noch sehr viel. Denn die Idee der Moralität gehört noch 
e- zur Cultur, der Gebrauch dieser Idee aber, welcher nur auf das Sitten- 
ıst ähnliche in der Ehrliebe und der äußeren Anständigkeit hinausläuft, 
macht blos die Civilisirung aus.‘“ (VIII, 26. Vgl. auch IX, 450.) Die 
n- Kultur erst bedeutet den eigentlichen Prozeß der Wertverwirklichung. 
ist Daher muß jede Darstellung der Geschichte vor allem die Verwirk- 
In lichung der Kulturwerte und nicht der subjektiven Zivilisationswerte 
T- berücksichtigen. Jedes Ereignis wird erst dadurch historisch bedeut- 
ıt- sam, wenn es seine theoretische Beziehung zu Kulturwerten erweisen 
an läßt. Gewiß will Kant das bedeutsame Ereignis direkt ausgewertet 
d- wissen und nicht bloß theoretischer Beziehung auf einen Kulturwert, 
in wie Rickert in seiner Philosophie der Geschichtswissenschaften diesen 
S- Ausdruck eingeführt hat, zugänglich halten. Darum läßt Kant auch 
es negative Wertung zu. Er drückt diesen Zusammenhang des histori- 
- schen Gegenstandes mit den Kulturwerten unmittelbar aus; zweifellos 
m werden die späteren Geschichtsforscher die Geschichte „der ältesten 
SS, Zeit, von der ihnen die Urkunden längst erloschen sein dürften, nur 
18 aus dem Gesichtspunkte dessen, was interessiert, nämlich desjenigen, 
ıt, was Völker und Regierungen in weltbürgerlicher Absicht geleistet oder 
er geschadet haben, schätzen.‘“ (VIII, 31. Die Kursivschrift von mir.) 
n- Es versteht sich von selbst, daß Kant mit diesem „Leitfaden a priori“ 
iL- keine systematisch durchgeführte Philosophie der Geschichte hat 
geben wollen. Erst seine großen Nachfolger sind dieser Aufgabe ge- 
+. recht geworden. Kant bleibt auch hier im Formalen stehen, wie es 
nt sein kritisches Geschäft erforderte und der Sinn der transzendentalen 
T- Methode war. Gleichwohl hat diese prinzipielle Stellungnahme Kants 
a- zur Methode der historischen Wissenschaften deutlich ihre konkreten 
ar Spuren in dem Werke hinterlassen, das ihn am meisten genötigt hat, 
f- konkreten historischen Problemen nachzugehen. Als das Ziel der 
n. religiösen Entwickelung der ganzen Menschheit bestimmt Kant in 
seiner Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft den Got- 
tesstaat. Er ist nichts anderes als die vollkommen gerechte bürger- 
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