Full text: Kant

ıL- selbst können dabei mehr oder weniger objektiven Charakter haben. 
zu Moralische Weltanschauungen zielen nach der objektiven, eudämoni- 
mn stische dagegen, die nicht selten vom Pessimismus genährt sind, nach 
der subjektiven Seite. Darum hat jeder seine ihm eigentümliche Welt- 
er anschauung als Ausdruck seines spezifischen Weltbegreifens, das naiv 
ır und unkritisch ist. Das objektive Korrelat der Weltanschauung aber 
d- ist das Kulturbewußtsein. Es ist gleichsam die Übersetzung der Welt- 
anschauung in die Bedingungen der wissenschaftlichen Methode. 
Kulturbewußtsein ist daher ichgegliederte, weil stets nur im Erleben 
3 erfaßbare Einheit der objektiven Rangordnung der objektiven Werte, 
als der Kulturwerte. Es ist die theoretische Besinnung auf die letzten 
Kulturideen und deren Einheit, sofern sie objektiv gültige Einheit er- 
strebt. Auch Kulturbewußtsein ist ein Erleben, denn es ist nur im 
' Erleben. Ein lebendiges Kulturbewußtsein haben, heißt, die der Ten- 
t denz und der Idee nach objektive einheitliche Rangordnung der Kul- 
turwerte als psychische Grundstruktur seiner eigenen Seelenkräfte 
in sich tragen. Darum ist das Kulturbewußtsein das Objekt einer ana- 
lysierenden Methode, die getragen ist von den Systembedingungen der 
? verstehenden und zergliedernden Psychologie: Sprangers Lebens- 
: formen, als psychische Strukturen betrachtet, dürfen als Teilstruk- 
turen des allgemeinen Kulturbewußtseins gedeutet werden. 
Die Vernunft war oben als das System der objektiven Prinzipien 
jeder möglichen Weltanschauung erkannt worden. Sie darf daher 
nicht in die subjektive Schicht der einzelnen, der persönlichen Welt- 
anschauungen hineingestellt werden. Dennoch ist sie ichhafte Ganz- 
heit; sie ist Korrelation zwischen Subjekt und Objekt im Hinblick auf 
die Gesamtheit der Inhalte, die das Kulturleben als Auseinandersetzung 
zwischen Subjekt und Objekt aus sich hervorgetrieben hat. Unter 
diesen Gesichtspunkten besteht die Möglichkeit, sie als Kulturbewußt- 
sein auszudeuten. Das Kulturbewußtsein in engster, subjektiver Be- 
deutung ist das Bewußtsein, das der einzelne, halb verworren, vom 
gesamten Inhalt seiner eigenen Kulturumgebung in sich trägt. Es ist 
die naive Vergegenständlichung und Bewertung all des Sinngehaltes, 
den seine Kultur ihm anbietet. Dieser Begriff des Kulturbewußtseins 
bedeutet also eine höchst veränderliche, historisch in hohem Maße 
bedingte Tatsache, die nichts als die bloße Form mit unserem Begriff 
gemeinsam hat. Sobald jedoch in den Inhalt dieses empirischen Kul- 
turbewußtseins Beziehungen zu unbedingt gültigen Werten treten, be- 
ginnt es sich mit objektivem Geiste, ja mit absolutem Geiste zu füllen. 
Dieser Prozeß verstärkt sich, sobald man das Individuelle abstreift 
LS
	        
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