mals den begründenden Ausgangspunkt liefern, weil sie, um selbst
wahr zu sein, schon wieder Gründe voraussetzen. Gerade diese ersten,
allen Tatsachen voraufgehenden Gründe aufzusuchen und zu bewei-
sen, ist die Aufgabe, die sich Kant stellt. Sie kann nur dann gelöst
werden, ohne unbewiesene Voraussetzungen in die Lösung aufzuneh-
men, wenn die Lösungsmethode nicht über den Kreis der in der Frage
selbst enthaltenen Voraussetzungen hinaustritt, und wenn diese Vor-
aussetzungen als erste Gründe erwiesen werden. Als erste Gründe im
strengen Sinne aber müssen sie sich selbst begründen. Und diesen
Weg von den sich selbst begründenden Voraussetzungen aus hat Kant
genommen. Darum ist seine Methode die kritische, während Ratio-
t am nalismus und Sensualismus von unbewiesenen Tatsachen ausgehen.
mten 2. Und doch scheint auch Kant sich an einem Punkte, allerdings an
sein einem einzigen, unkritisch zu verhalten; an einer Stelle scheint er
ıngs- dogmatisch verfahren zu sein, im bloßen guten Glauben gewesen zu
letz- sein, scheint er unbesehen. gewisse Voraussetzungen in seine Gedan-
chen kengänge aufzunehmen und auf diese Weise deren Wahrheitswert
Gott dem Zweifel auszuliefern. Kant nämlich übernimmt gerade auf dem
ktio- Gebiete der Prinzipien, der allerersten Feststellungen, eine Tatsache
' un- ungeprüft. Die Problematik dieser Tatsache bildet in der Tat einen
von der den inneren Aufbau seines ganzen Systems verstehen lassenden
sich Grundpfeiler. Daß er sich gerade ihr gegenüber dogmatisch verhält,
inen bedarf besonderer Würdigung. Welches ist dieser Grundpunkt, und
ußt- hat Kant das Recht, ihn voraussetzen zu dürfen?
; der Gegen seine kritische transzendentale Methode könnte man an-
1oM- scheinend den folgenden Einwand erheben. Um allen bezweifelbaren
' ein Voraussetzungen zu entgehen, sucht Kant die Wahrheitsgrundlagen
<ant des Erkennens im Begriff des Erkennens selbst. Er nimmt keine an-
der deren Voraussetzungen in seinen Lösungsweg auf als die, welche im
‚der Erkenntnisbegriff selbst enthalten sind. Und dadurch unterscheidet
äch- sich seine transzendentale Methode grundsätzlich vom Rationalismus
„. Er und Empirismus, die den gemeinsamen Zug in sich tragen, die Er-
inen kenntnisbedingungen in subjektiven Tendenzen, in Seelenhaltungen
rum gegenüber der Welt zu verankern. Dann aber scheint doch der Zirkel-
schluß unvermeidlich, daß für diese Analyse der Erkenntnis, die doch
Lisse selbst bereits Erkenntnis sein muß, der Begriff der Erkenntnis, der in
ein dieser Analyse erst bestimmt werden soll, schon als bestimmt voraus-
weit gesetzt werden müsse. Und in der Tat, das große erkenntnistheore-
‚.hen tische Hauptwerk Kants, die Kritik der reinen Vernunft, das gerade
nie- die Grundfragen der Erkenntnis behandelt, wirft das Problem: Was
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