Full text: Einführung in die Buchkunde

154 II. Das Buch und seine Teile 
Die ersten Bücher waren in großem Folioformat gedruckt. Ok- 
tavformat haben die französischen Livres d’Heures, die seit 1485 
in Paris in Massen erschienen, wohl zumeist auf Pergament, häufig 
aber auch auf Papier abgezogen. In Deutschland sind kleine For- 
mate wie das des Diurnale Moguntinum (Hain 6294) von Fust 
und Schöffer Ausnahmen und fast nur bei kleineren Schriften, 
Schulbüchern, grammatischen Schriften u. dgl. in Verwendung. 
Erst die Drucke des Manutius machten das Oktavformat in Italien 
und Deutschland populär. Aldus Manutius ließ im April 1501 
einen Vergil in Oktav erscheinen und führte gleichzeitig die Kur- 
sivletter ein, die ihm erlaubte, an Schriftraum in der Zeile ein- 
zubringen, was er durch das kleinere Format in der Seitengröße 
verlor. Diesem ersten Oktavband in Kursivdruck des Aldus’ folgten 
noch in demselben Jahre 1501 ein Horaz, ein Petrarka, dann ein 
Juvenal usw. Seine Konkurrenten, die Firmen Giunta in Florenz 
und Estienne (Stephanus) in Paris ahmten sein Beispiel bald nach. 
Die Formate 12%, 16% und 24° sind eine Neuerung des XVII. 
Jahrhunderts, die den Elzevir zugeschrieben wird. 
Gegenwärtig dient das Format in Kleinoktav zumeist für Reise- 
bücher, aber auch für Romane und Belletristik im allgemeinen, 
die zur Lektüre auf der Reise, auf der Eisenbahn, nach Tisch und 
abends im Bett bestimmt sind. Das Format ist hier durch die 
Handlichkeit bedingt. 
Noch kleiner waren die Almanache, Kalender und Taschen- 
bücher aus dem Ende des XVII. und Anfang des XIX. Jahrhun- 
derts, von denen in Österreich und Deutschland eine große An- 
zahl herausgegeben wurde. 
Größeres Oktavformat haben Schulbücher, Lehrbücher und wis- 
senschaftliche Werke, schon wegen der Bildbeigaben, die eine 
ziemliche Größe der Seite erfordern, um deutlich zu sein. Über- 
großes Oktavformat wird bei den Konversationslexicis angewen- 
det, die möglichst viele Artikel auf einer Seite unterbringen müs- 
sen, während Illustrations- und Tafelwerke, besonders wenn sie 
große Darstellungen bringen, meist in Quart oder Kleinfolio er- 
scheinen. Das volle Folioformat dient heute fast ausschließlich für 
Atlanten.
	        
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