Full text: Einführung in die Buchkunde

2418 III. Gattungen des Buches 
Darauf folgten einige andere Ausgaben, dann ein Missale Pra- 
gense, Hain 11352, zu Pilsen 1479 gedruckt. Von da ab tritt 
Deutschland als Erzeugungsland der Missale, dieser sorgfältig- 
sten und schönsten Drucke, in den Vordergrund, und beiläufig 
die Hälfte aller Missale des XV. Jahrhunderts sind hier ge- 
druckt. Ratdolt in Augsburg (Abb. 20), Wenßler in Basel, Prüß 
in Straßburg, Quentell in Köln, Sensenschmidt in Bamberg, Reyser 
in Würzburg, Stuchs in Nürnberg, Schöffer in Mainz, Kachelofen 
in Leipzig, zu Anfang des XVI. Jahrhunderts auch Winterburger 
in Wien zeigten in diesen Drucken ihre hohe Kunst. 
Nach Weale erschienen im XV. Jahrhundert 327, im XVI. 917 
Ausgaben, wozu noch manche andere zu rechnen sind, die erst 
nach dem Erscheinen seiner Bibliographie bekannt wurden. 
Prächtige Typen, gute Raumverteilung, reiner Druck, ein kunst- 
voll entworfenes Kanonbild mit Christus am Kreuz sowie ein meist 
herrlich ausgeführtes Initial-T zu Beginn des Kanons zeichneten 
alle derartigen Drucke aus. Für dieses dem Gottesdienst und dem 
Altar geweihte Buch erschien den Herausgebern, Bischöfen und 
den Druckern eben nur das Allerschönste gerade gut genug. 
Die Schöfferschen Missalausgaben verzeichnet Adolf Tronnier, 
unter Beigabe genauester Beschreibung. — Vgl. auch Falk, Die 
Drucke des Missale Moguntinum. In: Zentralbl. f. Bibliotheks- 
wesen 3, 1886, Heft.7, und vor allem die Bibliographie von 
William Henry James Weale, Bibliotheca liturgica. Catalogus mis- 
salium ritus latini. London 1886 (2. Aufl. in Bearbeitung). 
Aus letzterer Zusammenstellung ist nicht nur der Reichtum an 
Ausgaben, sondern auch die Seltenheit der einzelnen Exemplare 
zu ersehen; viele Tausende von ihnen sind dem täglichen Ge- 
brauch zum Opfer gefallen, womit sich aber nur das ihnen be- 
stimmte Schicksal erfüllte. Der Untergang mancher jetzt ganz 
verschollenen Missale ist der Preis, der für die Rettung kost- 
barer Missalhandschriften gezahlt werden mußte; durch die In- 
gebrauchnahme gedruckter Exemplare wurden die Handschriften 
geschont und konnten sich infolgedessen bis auf unsere Tage er- 
halten. 
Die ältesten liturgischen Drucke sind das Psalterium, Mainz, 
Johann Fust und Peter Schöffer, 1457 in vigilia Assumptionis in
	        
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