228 I. Gattungen des Buches
menschliches Gerippe oder eine Gestalt mit geöffnetem Leib an,
dessen einzelne Teile zu den Gestirnen in Beziehung gesetzt wer-
den; in den Ecken der Seite sind die Figuren der vier Tempera-
mente abgebildet (le colerique, le flumatique, le sanguin, melenco-
lique; so z. B. in dem römischen Livre d’heures von Simon
Vostre 14098, 22. August), daran anschließend vier darauf be-
zügliche Sprüche. Diese Tafel wird gewöhnlich als anatomische
oder Zodiakalfigur bezeichnet.
Darauf folgt der zwölf Seiten umfassende Kalender. Seine
Heiligen lassen ebenso wie die Heiligen der Litanei und der be-
sonderen Gebete bei unvollständig erhaltenen Exemplaren wenig-
stens die Diözese erraten, für welche das Buch gedruckt wurde,
wobei ein gutes Heiligenlexikon die weiteren Behelfe liefert.
Der Kalender zeigt außer den Randleisten, den astronomischen
Monatszeichen und den Monatsbildern, von denen weiter unten
die Rede sein wird, als wichtigste Eigentümlichkeit Verse, und
zwar zunächst Verse rein kalendarischer Art, den Cisioianus
(s. S. 248).
Anderer Art sind die medizinischen Verse mit Vorschriften für
die Arbeiten des Tages und landwirtschaftlichen Regeln, wie sie
z. B. in den Heures für Autun von Jehan Petit und Jean Kaer-
briand 1530, März, im Kalender enthalten sind:
Ungere crura cave, cum Iluna videbit aquosum.
Insere tunc plantas, excelsas erige turres,
Et si carpis iter, tunc tardius ad loca transis.
Eine Variante dazu in den Heures de Langres von Jean Lecoq
in Troyes (1589—1612):
Ungere crura malum: phebe cum cernit aquosum
Insere tunc sepes, excelsas erige turres
Quod si carpis iter: tutum tibi non fore semper.
Beide Formen sind auch in Missalen und Brevieren gebräuchlich.
Von ähnlicher Art sind die häufig vorkommenden Überschriften
im Kalender, die je zwei Monate in einem Hexameter zusammen-
fassen:
Pocula ianus amat — Februarius „Algeo“ clamat, etc.,