Kalender und Almanach 253
die in der älteren Zeit nur die Tage, die Zeiten der beweglichen
Feste, Mondwechsel und die Tage für die einzelnen Arten des
Aderlasses (Laßzettel ist daher auch Bezeichnung für Kalender),
und astronomische Beigaben enthalten. Die Aderlaßregeln ver-
schwinden erst im Laufe des XVI. Jahrhunderts. (Vgl. Wilhelm
Meyer, Bücheranzeigen des XV. Jahrhunderts, im Zentralblatt für
Bibliothekswesen II, 1885, S. 437.)
ıhr- Eine Neuerung führt der Leipziger Wandkalender für 1485 und
1486, gedruckt von Markus Brandis in Leipzig, ein mit seiner Gil-
tigkeit für zwei Jahre, eine Neuerung, der geschäftliche Rück-
sichten zugrunde liegen. Ein anderes Beispiel dafür ist der von
Michael Greyff in Reutlingen für 1491 und 1492 gedruckte Ein-
blattkalender.
Schon früh hat sich der Holztafeldruck des Kalenders bemäch-
tigt. Das älteste Exemplar eines solchen mittelst Holzschnitt ver-
Sen. vielfältigten Kalenders ist nach W. L. Schreiber, Darf der Holz-
men schnitt als Vorläufer der Buchdruckerkunst betrachtet werden?
War in Zentralbl. f. Bibliothekswesen 12, 1895, S. 242 das in Peters-
Den. burg aufbewahrte Exemplar; dieser Kalender ist für die Jahre
1455—1759 berechnet und um 1465 geschnitten worden. Ferner
Aus der Kalender des Johannes de Gamundia (Johann von Gmünd) im
Jahre 1439 berechnet, aber erst 1468 in Holz geschnitten. Auch
ickt der berühmte Regiomontanus stellte seine astronomischen Ka-
lender für 50 und mehr Jahre in dem gleichen Verfahren her.
ins Bald darauf erschien der bekannte schöne Druck des Erhard
Ratdolt, des Augsburger Buchdruckers in Venedig, der für die
Buchgeschichte als erstes Buch mit vollständigem Titel sowie
durch die Einführung der offenen gedruckten Bordüre um den
Titel von besonderer Bedeutung ist. Der Titel der deutschen Aus-
ats) gabe, Hain 13786, — die lateinische ist von 1476 — gibt den vollen
‚das Inhalt an und lautet: „Das büchlin behende / du billich lernen
Ar- solt — Vnd es achten für edel gestain / silber / vnd golt — Ka-
io. lendarius gehaissen zu latein — Leret dich der sonnen höch vnd
ten mondes schein — Tzwelif zeichen / vnd beider liechte finsternus
— Tzeigt dir uff vil iare mit kurtzer gedechtnus — Guldenzal /
im. mittelzeit tzwischen fasnacht / beide ciclon — Sontagbuchstab /
&. ostern / vnd pfingsten schon — Dar zu erkennen bruch vnd newen