Full text: Einführung in die Buchkunde

270 II. Gattungen des Buches 
Sie gehört in dieser Form vorzugsweise dem XVI. Jahrhundert 
an, mit dessen Beginn sie in die Literatur eintritt, reicht aber bis 
in das XVII. und XVIII., wo sie bei wichtigen Anlässen wie z. B. 
der zweiten Türkenbelagerung Wiens immer wieder eine Rolle 
spielt. Sie erscheint nicht regelmäßig, sondern nur gelegentlich, 
sobald die Post, der „Postreuter‘“ oder „Courier“ eine neue 
Nachricht aus der Fremde gebracht hatte. Im XVII. Jahrhundert 
wird die Bezeichnung Zeitung seltener, sie bezeichnet sich als Re- 
lation, wahrer Bericht, kurzgefaßte Erzählung und bringt auch 
unter diesen Namen zeitweilig und gelegentlich knapp gehaltene 
Nachrichten von allerlei neuen Vorfällen in der Fremde. 
Einen bedeutenden Schritt weiter in der Entwicklung des flie- 
genden Blattes zur heutigen Tageszeitung bezeichnen die halb- 
jährig in regelmäßigen Folgen erscheinenden Relationen, die von 
Messe zu Messe reichen (Meßrelationen) und halbjährig die wich- 
tigeren Ereignisse in der ganzen bekannten Welt in kurzen oder 
längeren Berichten zusammenfassen. Schon 1585 erschien in Köln 
die Tagebeschreybung allerley gedenkwierdiger Händel von 
Michael Eytzinger, die dann unter dem Titel Historicae Relationes 
fortgesetzt wurde. Diese erlangten rasch große Beliebtheit, wofür 
das baldige Auftauchen von Konkurrenzunternehmungen des Ja- 
kobus Francus (pseud. für Konrad Memmius) in Frankfurt seit 
1591, des Theodor Meurer und anderer das beste Zeugnis ablegen. 
Sie bringen auch Schlachtenpläne, Städteansichten, Hinrichtungs- 
szenen u. ä., um das Interesse des Lesers zu fesseln, und sind als 
gleichzeitige Berichte meist von Augenzeugen eine vorzügliche 
Quelle für die historische Erforschung ihrer Zeit. 
Die weitere Fortbildung von der Halbjahrszeitung zum Wochen- 
blatt (nach 1600), von da zur Tageszeitung sowie die Fortschritte 
der Drucktechnik vom Handsatz zur Setzmaschine, von der Hand- 
presse zur vielseitigen Rotationsmaschine kennzeichnen dann die 
letzten Stufen in der Entwicklung der Zeitung bis zu ihrer heu- 
tigen Höhe. 
Vgl. Schottenloher, Karl, Flugblatt und Zeitung, Berlin 1922.
	        
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