Full text: Einführung in die Buchkunde

276 IV. Einband 
Winchester, in Übung und wurde, wie die erhaltenen Muster zei- 
gen, mit großer technischer Fertigkeit ausgeführt. Die scharf ge- 
schnittenen Stempel haben bereits allerlei Formen, Menschen- und 
Tierfiguren, ornamentale Muster und Riemenverschlingung, letz- 
tere in ähnlicher Art, wie sie von den irischen Mönchen als spitz 
gebrochenes und verschlungenes Bandwerk seit dem V. Jahrhun- 
dert ausgebildet worden war. 
In Deutschland und Frankreich kam die Blindpressung im XIII. } 
und XIV. Jahrhundert selten vor, doch wurde sie im XV. Regel 
und blieb in Deutschland auch noch in der ersten Hälfte des 
XVI. Jahrhunderts allein herrschend. Erst durch den Golddruck 
wurde sie verdrängt, der, vom orientalischen Einband ausgehend, | 
zu Beginn des XVI. Jahrhunderts in Italien und Frankreich, um ( 
die Mitte desselben auch in Deutschland und England seinen sieg- 
reichen Einzug hielt. Sie erhielt sich jedoch daneben für einfachere 
und billigere Einbände noch durch das ganze XVII. Jahrhundert 
hindurch. 1 
Für die deutschen Einbände des XV. Jahrhunderts gilt als Regel € 
die Einteilung der Deckelfläche in ein rechteckiges Mittelfeld und 
den übrigen als Rahmen gedachten Raum. Das Mittelfeld ist mit E 
dem Streicheisen durch diagonal sich kreuzende Linien in Rhom- U 
ben eingeteilt, deren Mitte dann mit kleineren Stempeln ausgefüllt 
wurde; oder es ist die Rautenranke angewendet, wellenförmige 
mit kleinen Ranken als Ausläufern besetzte Linien, die von oben L 
nach unten verlaufen und mit ihren Ausbuchtungen rautenförmige O 
Räume bilden, die ebenfalls mit kleinen Mustern besetzt wurden. V 
Das Mittelfeld wird von. senkrecht bzw. wagerecht verlaufenden 1; 
zusammenhängenden Verzierungen umgeben. Verschiedene Arten Sı 
von Stempeln werden zu Reihen zusammengesetzt, am häufigsten w 
der gotische Laubstab, ein mit Laubranken besetzter Baumstamm, S 
oder der Spitzbogenfries. Diese Muster werden einzeln aneinander- 1 
gereiht, denn die Buchbinderrolle, mit der man ein ewiges Band k 
drucken kann, kam erst zu Anfang des XVI. Jahrhunderts in Ver- 
wendung. 
Die kleineren Zierfüllungen für die Felder des Mittelstückes sind 
ornamental oder figürlich und von verschiedenen Formen. Am 
häufigsten sind die gotische Rose, die Lilie, ein Löwe, Adler, i
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.