Full text: Einführung in die Buchkunde

278 IV. Einband 
verlief das Muster des Längsstreifens in der Regel mit dem Quer- 
streifen, der ebenso mit der Rolle behandelt wurde und bei dem 
oft mißbräuchlich stehende Muster umgelegt wurden. Wieder sind 
es biblische Darstellungen, allegorische und mythologische Figu- 
ren, historische Porträte, auch Pflanzenornamente, die hier eine 
große Rolle spielen. Die Bilder sind meist zu vieren kombiniert. 
Die Einführung. der Handvergoldung des orientalischen 
Einbandes erfolgte in Italien. Sie wird vielfach dem Aldus Manu- 
tius in der Zeit um 1494 zugeschrieben, von andern in die 70er 
Jahre versetzt. Gottlieb führte des näheren aus, daß die Ver- 
goldung von Einbänden für Neapel bereits 1476 urkundlich belegt 
ist (Mazzatinti, La biblioteca dei re d’ Aragona pag. C.) und daß 
es sich da wahrscheinlich bereits um Blattvergoldung mit heißem 
Eisen handelte. 
Um die Mitte des XVI. Jahrhunderts wird der Golddruck auch 
in Deutschland allgemein und verdrängte den Blinddruck, der sich 
besonders bei Verwendung von Schweinsleder noch durch das 
XVII. Jahrhundert hindurch erhielt. Der Golddruck hat, wie ge- 
sagt, den Ursprung im orientalischen Einband, der einen so großen 
Einfluß auf den europäischen ausübte, daß wir ihn hier ausführ- 
licher behandeln müssen. 
Man umfaßt mit dem Namen orientalischer Einband die 
arabischen, persischen, türkischen sowie die maurischen Einbände, 
die in Nordafrika, Spanien und Sizilien entstanden sind und in der 
Ausstattung und Form, in Technik und Verzierung eine ganz be- 
sondere Eigenart zeigen. Die in China und Japan übliche Art des 
Einbands hat niemals einen Einfluß auf die europäischen Buch- 
binder ausgeübt. Schon sein Grundelement, das dünne, leichte, 
einseitig bedruckte und daher zusammengelegte Papier, wurde 
niemals in Europa heimisch. Wir fühlen es als Raumverschwen- 
dung, nur eine Seite zu bedrucken, und nehmen das größere Ge- 
wicht unseres Papiers gerne dafür in Kauf. Übrigens sind in der 
letzten Zeit auch mit sehr leichtem Papier gute Versuche an- 
gestellt worden, und die Ullstein-Bücher und andere Sammlungen 
haben das Leichtpapier, das aber nicht durchscheinend ist und 
deshalb auf beiden Seiten bedruckt werden kann, rasch sehr be- 
liebt gemacht.
	        
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