280 IV. Einband
eine meist schmale Borde. Verzierung und Grund oder bloß die
erstere allein sind mit kleinen Blumen- und Rankenornamenten,
stilisierten .. Pflanzenformen (Arabesken, Mauresken) oder mit
geometrisch: verlaufenden Bandornamenten, in Doppellinien ge-
zeichnet, ausgefüllt, der Rand, wenn er ausnahmsweise breiter ist,
mit Koransprüchen.
Ecken und Mittelstück stimmen untereinander in der Verzierung
überein. Sie werden aus dem Leder mit dem Messer ausgeschnit-
ten, in späterer Zeit mit Stanzen ausgeschlagen, angefeuchtet,
auf die aus gehärteter Kamelhaut hergestellten Stempel einge-
drückt, darauf am Rande geschärft und wieder eingeklebt. In-
folge der Schärfung liegen sie tiefer als die übrige Lederfläche,
wodurch sie mehr ins Auge fallen und zugleich vor Beschädigung
geschützt sind. |
Die Vergoldung wurde mit der Hand durch Bemalung her-
gestellt,
Mitunter wurden das Mittelstück und die Innenseiten in Leder-
mosaik verziert, d. h. Verzierungen aus Leder fein ausgeschnitten,
geschärft und auf den andersfarbigen Untergrund aufgeklebt.
Zunächst machte sich der: Einfluß dieses orientalischen Bandes
in Italien geltend, das durch Venedig und dessen Handel mit dem
Osten in engster Verbindung stand. Die italienischen Einbände
des XV. Jahrhunderts haben bereits das den Orientalen entlehnte
Bandornament, aber in Form einer durcheinandergeflochtenen
Schnur, wie dies bei den irischen Einbänden des VIII. und den
englischen des XII. Jahrhunderts, die nach Gottlieb ebenfalls auf
arabische Vorlagen zurückzuführen sind, üblich gewesen war.
Loubier weist darauf hin, daß die Bandverschlingung schon in
römischen Mosaikarbeiten für Fußböden angewendet wurde, da-
her seinem Wesen nach den Italienern wohlvertraut war. Das
Mittelstück der italienischen Einbände ist rund, die obere und
untere Umrahmung breiter als die beiden seitlichen — eine Ein-
teilung, die auch bei den Einbänden aus der Bibliothek des
Matthias Corvinus auftritt.
Durch den Einfluß und die Vermittlung von Aldus Manutius
und Grolier kam die orientalische Verzierung und die Vergoldung
nach Frankreich, wo die Buchkunst im XVI. Jahrhundert hoch