282 IV. Einband
Blumenranken, die aus kleinen Teilstempeln zusammengesetzt
sind. Auf der Rückseite steht der Titel in Goldpressung. Das
Blattgold ist mit erwärmten Eisen aufgepreßt.
Ein Teil der Bände zeigt auch Lederschnitt und untermalten
Grund, analog den orientalischen Einbänden. Auch die Ein-
teilung des Musters in ein Mittelstück und vier Eckstücke ist auf
arabisch-persischen Einfluß zurückzuführen.
Gottlieb weist in seiner Schrift, die sich eingehend mit diesen
Bänden befaßt, nach, daß ein spezieller ungarischer Stil nicht an-
genommen werden, daher auch hier nicht mitgewirkt haben kann.
Das Rahmenwerk der Corvinen ist florentinischen Ursprungs,
doch stehen ihre Stempel an Feinheit und Zierlichkeit nach. Sie
sind daher als Nachschnitt der Florentiner Stempel zu betrachten.
Die Blumenmuster auf den Stempeln der Corvinusbibliothek
gehen auf Neapel zurück, wo die Handvergoldung bereits 1476
bekannt war und ebenso das Blumenmuster für das Jahr 1480
nachgewiesen ist. Mit dieser Stadt und ihrer Kultur stand aber
Matthias durch seine Gemahlin, eine neapolitanische Prinzessin,
in naher Verbindung. Gottlieb setzt daher die handvergoldeten
roten Maroquinbände der Corvinen in die Zeit nach 1476. Erst
die späteren Einbände dieser Sammlung dürften unter Aufsicht
italienischer Künstler in Ofen hergestellt worden sein. -
Aldus Manutius, der große Buchdrucker Venedigs, der 1498
die erste brauchbare griechische Type schuf und 1501 das erste
Buch in Kursivlettern und in kleinerem Format herausgab, hat
mit seinen Verlegereinbänden, bei denen er den mit Pappe-
deckel — dessen Einführung an Stelle der Holzunterlage ihm zu-
geschrieben wird — unterlegten Einband mit Arabesken in Gold-
pressung verzierte, diesen Elementen des orientalischen Einbands
eine weite Verbreitung verschafft und für ihre allgemeine Auf-
nahme gewirkt. Sein Konkurrent F. Giunta in Florenz folgte
seinen Bahnen.
Die Bandumrahmung der Aldinen (Drucke des Aldus), von
einer Doppellinie gebildet, die den Raum für den Titel freiließ,
wurde ineinander verflochten und über die ganze Fläche aus-
gedehnt, später auch durch Überstreichen mit Lackfarben hervor-
gehoben, im XVII. Jahrhundert mit verschiedenfarbigem Leder