Geschichtedes Bucheinbandes 283
zt ausgelegt. Die Mitte trägt den Titel oder das Wappen des Be-
as sitzers bzw. dessen Wahlspruch, während die goldgefaßte Ara-
beske die anderen freibleibenden Stellen schmückt.
n Jean Grolier vicomte d’Aguisy war 1479 zu Lyon geboren,
n- 1510—1530 Generalfeldzahlmeister des Königs Franz I. in Mai-
uf land, 1534—1535 Gesandter am Hofe Papst Clemens VII. in Rom,
1537 Schatzmeister in Frankreich, wo er 1565 starb. Er war mit
n Aldus Manutius (+ 1515) und dessen Familie befreundet und
1- brachte eine schöne Bibliothek in auserlesenen, geschmackvollen
N. Einbänden zusammen, die 1675 verkauft wurden, derzeit nur selten
S, im Handel auftauchen und als Zeugen des Höhepunktes der Ein-
ie bindekunst in der Renaissance außerordentlich geschätzt sind.
ne Der Vorderdeckel der Grolierbände trägt den Titel, der rück-
K wärtige den Wahlspruch Portio mea, Domine, sit in terra vi-
9 ventium oder den anderen Tamquam ventus est vita mea, der
jo untere Rand, die Verzierung des Bandwerks auf dem Vorder-
er deckel oder auch der Rücken den Besitzvermerk Io. Grolierii
2; et amicorum. Drei Motive zieren diese Bände, das in stets gleich-
C bleibender Breite und geometrischer Anordnung regelmäßig ver-
T laufende Bandmotiv, nur selten mit dem breiter ausladenden Roll-
ıt werkmotiv untermischt, und die Arabeske.
8 Die ersten Grolierbände wurden nach der allgemeinen Annahme
. von Aldus Manutius hergestellt und haben die einfache Verzierung
der Aldusbände, mit denen aber auch noch einige spätere Grolier-
bände in den Stempeln übereinstimmen.
Loubier teilt die Groliereinbände in seinem „Versuch‘‘ in sechs
Gruppen ein und beschreibt diese wie folgt:
1. Gruppe: 1510—1520. Bemalte Plakettenabdrücke in der Mitte,
Rahmen von Goldlinien, Bordüren aus vergoldeten oder blind-
gedruckten Stempeln, in den Ecken und auf dem Rahmen Voll-
stempel. Ohne den Aufdruck von Groliers Namen.
2. Gruppe: 1530 bis nach 1540. Einfaches geometrisches Band-
werk; stets unbemalt. Vollstempel, davon einige mit doppeltem
Kontur, sowie Leerstempel. Diese und die folgenden Gruppen
tragen den Namen Groliers.
3. Gruppe von 1540 ab. Reiches geometrisches Bandwerk, ent-