Full text: Einführung in die Buchkunde

284 IV. Einband 
weder. unbemalt oder farbig bemalt oder schwarz gebeizt. Voll- 
und Leerstempel, häufiger schraffierte Stempel. 
4. Gruppe von 1550 an. Bewegtes Bandwerk in Kurven, Rie- 
mengeflecht, Rollwerk, ungefärbt, geschwärzt oder farbig bemalt, 
schraffierte Arabeskenstempel. 
5. Gruppe aus den 50er Jahren. Arabesken aus schraffierten 
Stempeln ohne Bandwerk. 
6. Gruppe nach 1558. Enggeführtes Bandwerk in Vierpässen 
und 8-förmigen Kurven, der ganze Grund dazwischen dicht mit 
Arabesken gefüllt. (Abb. 22.) 
Weale stellte die Behauptung auf, daß Etienne Roffet der Buch- 
binder Groliers gewesen sei, und Gottlieb weist aus den Stempeln 
und Wasserzeichen der Vorsatzblätter, dem spitzwinkligen Band- 
werk und dem Vorkommen von marmoriertem Leder sowie auf 
Grundlage eines Einbandes aus rotem Leder im Stil ä la Fan- 
fare, der aus der letzten Lebenszeit des Grolier (1559—1565) 
stammen muß, nach, daß die Grolierbände französischen Ur- 
sprungs sind. 
Die Bände für Thomas Maioli, einen Zeitgenossen Groliers, 
der 1555 starb, sind mit den Grolierbänden nahe verwandt. Auch 
sie tragen vorne den Titel, auf dem Hinterdeckel die Devise 
Inimici mei mea michi, non me michi oder Ingratis servire nephas 
und am unteren Rande des Vorderdeckels den Eigentumsvermerk 
Tho. Maioli et amicorum. Das nicht geometrisch, sondern in 
Kurven gezeichnete Bandwerk ist mit breiter ausladendem Roll- 
werk reich durchsetzt oder es ist nur der Titel innerhalb eines 
Rahmens in dem sonst leerbleibenden rechteckigen Mittelfeld 
von einer reichen Rollwerkkartusche umgeben. Sie sind reicher 
geschmückt als die Grolierbände, manchmal zu reich, wodurch 
sie an Zierlichkeit verlieren. 
Sie sind in Frankreich gebunden worden, was auch durch den 
trapezförmigen Ansatzfalz bewiesen wird. 
Dieser Ansatzfalz ist ein Pergamentstreifen, der beim Einbinden 
einerseits am Buch, anderseits am Deckel befestigt wird. Er ver- 
bindet beide Teile noch fester miteinander; seine ursprüngliche 
Form ist die vollkommen rechteckige, die nach Gottliebs Aus- 
führungen besonders im XVI. Jahrhundert ein wichtiges Kriterium
	        
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