Full text: Einführung in die Buchkunde

290 IV. Einband 
Blättern und Blumen in Seiden- und Metallstickerei, Cambridge 
1674 mit den Initialen IR (Jakob II.) in sorgfältiger Goldstickerei, 
um 1685 ausgeführt, u. a. Atlasbände sind die Collection of Six- 
teenth century Tracts, um 1536 gebunden, mit Verzierungen in 
Goldlegearbeit, Psalms, London 1633 mit Blumenverzierung in 
Gold- und Perlenstickerei u. a. m. 
Das französische Spitzenmuster wird im XVII. Jahrhundert 
zum Harley-Stil (benannt nach dem Bibliophilen Robert Harley 
Earl of Oxford, in dessen Sammlung diese Dekorationsart sich 
besonders oft angewendet findet): breite Verzierung am Rand, in 
der Mitte ein kleines Feld, mit Blumen und Ranken gefüllt. 
Das XIX. Jahrhundert brachte in seinen ersten achtzig Jahren 
mit Ausnahme des Empireeinbandes, der auch in Wien eine gute 
Pflege fand, und der Verzierungen ä la cath&drale nichts Selb- 
ständiges hervor. Die Kunst wandelte auf ausgetretenen Pfaden, 
obwohl die Weltausstellungen gute Anregungen brachten. 
Erst in den 80er Jahren ging von England aus ein neuer be- 
lebender Hauch über das öde gewordene Feld. 
Geschichte der Buchbinder 
Wir wollen nun der Männer gedenken, die ihr ganzes Können, 
das technische wie das künstlerische, darauf verwendeten, das 
ihnen anvertraute Buch mit einer schönen Hülle zu versehen. Bis 
in die letzten Jahrzehnte des XIX. Jahrhunderts entwarf der 
Buchbinder selbst die Verzierung, die den Deckel schmücken 
sollte, sein Kopf ersann neue Muster, neue Zierformen, seine 
kunstgeübte Hand brachte sie zum Abdruck. 
Die Geschichte der Buchbinder teilt sich in drei Epochen: 
1. die Mönche als Buchbinder in den Klosterbibliotheken, eine 
Art Hausindustrie; 2. seit dem Ende des XV. Jahrhunderts das 
Auftreten ‚der bürgerlichen Buchbinder als Handwerker; 3. der 
Fabriksbetrieb in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts. 
Im ganzen Mittelalter besorgten die Ordensgeistlichen, vor allem 
die Benediktinermönche, das Abschreiben der Handschriften, ihre 
Verzierung mit kunstvollen Initialen und schönen Randleisten und 
außerdem auch das Einbinden derselben, um sie vor dem Ver-
	        
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