306 IV. Einband
Gänge, Ausräucherung mit Schwefelkohlenstoff, vor allem aber
Reinlichkeit und frische Luft machen dem schädlichen Treiben der
Insekten ein baldiges Ende. Jedes beschädigte Buch muß sofort
isoliert, zwischen Deckel und Buchblätter ein Blech gelegt wer-
den, damit der Wurm nicht in das Buch übergreift. Bemerkt
man im Buche selbst Insektenspuren, so wird ein Ausklopfen we-
niger Erfolg haben als eine Papiereinlage zwischen die Blätter.
Nach einiger Zeit kann man sich an dieser leicht überzeugen, ob
der Käfer noch am Werk ist und das Papier durchgefressen hat.
Jedenfalls aber sind diese Feinde nicht zu übersehen, besonders
wenn man alte wertvolle Schätze zu hüten hat. Bei Büchern, die
heute ein kleines Vermögen repräsentieren, ist es wohl der Mühe
wert, auch der inneren tadellosen Erhaltung sein Augenmerk und
seine Sorgfalt zuzuwenden und gleichsam eine Krankheit fern-
zuhalten, die den Tod, d. h. die völlige Entwertung zur Folge
haben kann.
Johann Bolle, der frühere Direktor der landwirtschaftlich-chemi-
schen Versuchsanstalt in Görz, wandte als Vertilgungsmittel der
Käfer sowohl in Büchern als in Holzdenkmälern Dämpfe von
Schwefelkohlenstoff an, denen er die Gegenstände durch 2 bis
4 Tage bei 14—15° Temperatur aussetzte.
Seltener, aber auch leichter zu entfernen sind Asseln, Mäuse und
Ratten, die die Ecken von Einbänden und Papier annagen. Die
ersteren werden in ausgelegten Kartoffel- oder Kürbisschnitten,
hohlen Stengeln gefangen oder durch Austrocknung und Rein-
lichkeit vertrieben.
Die Bücher sollen nicht zu enge nebeneinander stehen, damit
sie sich nicht beim Herausnehmen und Einschieben gegenseitig
reiben, aber auch nicht aus Raumüberfluß offen stehen oder, wenn
in ungebundenem Zustande, sich unten einbiegen. Wenn die
Kastenreihe nicht ausgefüllt ist, schließt man die Bücherreihe
mit bestem Erfolg durch Winkelstützen aus Eisenblech ab.
Die Bücher sind aber auch Krankheitserreger durch die Über-
tragung von Bazillen, obwohl die Angst vor dieser Gefahr oft
übertrieben ist. Ein Mittel dagegen ist, niemals die Seiten mit
speichelbefeuchtetem Finger umzublättern — eine gräßliche,
auch dem Buch schädliche Unsitte —, ein anderes, einem In-