Full text: Einführung in die Buchkunde

A I. Buchgeschichte 
gewinnen ließ, in Gutenbergs Geschäft als Geldgeber einzutreten. 
Fust gab 800 Goldgulden gegen 6% Verzinsung, um die Geräte 
anzuschaffen, und verpflichtete sich außerdem, jährlich 300 Gulden 
für die Auswertung der Erfindung zu zahlen, löste aber diese 
letztere Verpflichtung im Jahre 1452 durch eine einmalige Zah- 
lung von weiteren 800 Gulden ab. Im Hofe „Zum Jungen‘, jetzt 
Franziskanerstraße 3, schlug Gutenberg seine Werkstätte auf. 
Peter Schöffer (geb. um 1425 zu Gernsheim a. Rh., gest. 1503 
zu Mainz), der 1449 als Kalligraph an der Universität in Paris 
tätig war und um 1452 nach Mainz kam, wurde als Gehilfe auf- 
genommen. 
Die Firma war mit dem Druck der 42zeiligen Bibel beschäftigt, 
als 1455 Fust, wir wissen nicht genau, aus welchem Grunde — 
vielleicht weil Fust mit dem materiellen Erfolg nicht zufrieden 
war und keine Zinsen erhielt, wahrscheinlicher aber infolge eines 
persönlichen Zwistes —, seinem Teilhaber das eingezahlte Kapital 
und die Zinsen kündigte, ihn verklagte und, da Gutenberg nicht 
zahlen konnte, die ganze Einrichtung mit Ausnahme des Typen- 
materials der 36 zeiligen Bibel an sich riß. 
Über das Verhältnis zwischen Gutenberg und Fust_gibt. uns 
eine einzige Urkunde Aufschluß, die von dem Mainzer Kleriker 
und Notar Ulrich Helmasperger. gezeichnet ist und nach 
diesem als das Helmaspergersche Notariatsinstrument bezeichnet 
wird. Es ist vom 6. November 1455 datiert und lautet, in Hoch- 
deutsch übertragen, nach H. Meisner und Joh. Luther, Die Erfin- 
dung der Buchdruckerkunst, Bielefeld und Leipzig, 1900: 
„Instrument einer Tagsatzung, daß Fust seine Rechenschaft ge- 
than und mit dem Eide bewehrt hat. 
„In Gottes Namen Amen! Kund sei allen denen, die dieses 
offene Instrument sehen oder lesen hören, daß in dem Jahre, als 
man zählt nach Christi unseres Herrn Geburt tausendvierhundert- 
undfünfundfünfzig Jahr, in der dritten Indiktion, auf Donnerstag, 
der da war der sechste Tag des Monats zu Latein genannt No- 
vember, in dem ersten Jahr der Krönung des allerheiligsten in 
Gott Vaters und Herrn Calixti von göttlicher Vorsehung des drit- 
ten Papstes, zwischen elf und zwölf mittags zu Mainz bei den 
Barfüßern in dem großen Refektorium in meiner des öffentlichen 
df
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.