Full text: Einführung in die Buchkunde

I. Buchgeschichte 
1458 sei Gutenberg auf der Flucht vor seinen Gläubigern nach Mainz 
zurückgekehrt, wo er endlich — hier sind wir wieder auf histo- 
risch sicherem Boden — bei dem Mainzer Syndikus Dr. Konrad 
Humery (gest. zwischen 1470 und 1472) tatkräftige Unter- 
stützung fand. Dieser gab ihm die Möglichkeit, neues Typen- 
material anzuschaffen und eine neue Werkstätte einzurichten, aus 
der neben anderen Schriften 1460 das Catholicon — wie man an- 
nimmt, ebenfalls von einem anonymen Drucker hergestellt — her- 
vorging. 
In die Jahre 1461 und 1462 fallen die Streitigkeiten und Kämpfe 
zwischen dem vom Papst abgesetzten Mainzer Erzbischof Graf 
Diether von Isenburg und dessen Nachfolger Graf Adolf von Nas- 
sau, die mit der Eroberung von Mainz am 28. Oktober 1462 ende- 
ten und dem Friedenswerk Gutenbergs jedenfalls nicht förderlich 
waren. Wir hören nichts mehr von ihm bis zum 17. Februar 1465, 
wo ihn Erzbischof Adolf von Nassau als Dienstmann an sein Hof- 
lager zu Eltville zog und ihm eine Pension aussetzte. So ver- 
brachte er seine letzten Jahre geehrt und in Frieden. 
Ob er, wie Jakob Wimpheling berichtet, in seinem Alter wirk- 
lich erblindet war, ist nicht erwiesen. Er starb 1467 oder doch vor 
dem 26. Februar 1468. Eine Bestätigung des Dr. Konrad Humery 
mit dem letzteren Datum besagt nämlich, daß der ganze zum 
Druck gehörige Nachlaß Gutenbergs ihm als sein Eigentum nun- 
mehr ausgefolgt worden sei. 
Viele dieser Daten über das Leben Gutenbergs sind von späte- 
ren Forschern mühsam erschlossen worden. Die Mainzer Stadt- 
geschichte und einige Urkunden aus dem Prozeßleben jener Zeit 
waren die einzigen Quellen, aus denen man schöpfen konnte, er 
selbst aber hat in seinen Drucken niemals seinen Namen genannt, 
nicht einmal den Ort oder die Zeit des Druckes angegeben. 
Für die Reihenfolge seiner Werke konnte man nur die Formen 
der angewandten Type zur Grundlage der Forschung machen, 
und es gab manche Meinungsverschiedenheit selbst unter so be- 
deutenden Fachgelehrten wie Karl Dziatzko, Paul Schwenke, Gott- 
fried Zedler. Hauptsächlich sind es die Veröffentlichungen der 
Gutenberg-Gesellschaft in Mainz, denen wir eine Sichtung des er- 
haltenen Materials verdanken.
	        
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