VORWORT.
Sei länger als zehn Jahren hat mich der Gedanke befchäftigt, die Schlüter’fchen Theile des Berliner
königlichen Schloffes in einem grofsen Bilderwerke herauszugeben. Leider ergaben mehrfache Verfuche die
Ueberzeugung, dafs es für den an den ftrengen Formen der Antike gefchulten modernen Zeichner unmög-
lich ift, fich die willkürlichere Behandlungsweife der Barockzeit fo völlig zu eigen zu machen, dafs feine
Aufnahmen ein treues Bild des Originales geben. Auch ift die herkömmliche architektonifche Publications-
methode, die geometrifche Aufnahme, am wenigften geeignet, einer Formgebung gerecht zu werden, die
ganz ausfchliefslich auf die perfpectivifche Wirkung von Licht und Schatten berechnet ift. Zur Photographie
zu greifen aber widerrieth der in Büchern ftets ftörend, weil ftillos, wirkende Glanz der photographifchen
Blätter. Erft die Ausbildung des mechanifchen Reproductionsverfahrens zur Heliographie und Heliogravure
ermöglichte die Durchführung des Vorhabens.
Gern hätten Verleger und Herausgeber die Heliogravure gewählt, da diefe eine nachträgliche Correc-
tur der photographifchen Platte geftattet und fo als das vorzüglichfte aller heutigen photographifchen Druck-
verfahren betrachtet werden mufs. Doch ift fie bisher in Deutfchland für derartige Zwecke leider nicht
hergeftellt worden, weshalb trotz der dem Verfahren anhaftenden Mängel der Lichtdruck eintreten mufste.
Wenn aber fo auch diefe« und jene Platte: dem kritifchen Auge nicht ganz vollkommen erfcheinen mag, fo
läßt fich doch mit gutem Gewiffen fagen, dafs unfere Tafeln den Schlüterfchen Bau in der beften zur Zeit
in unferem Vaterlande erreichbaren Weife zur Darftellung bringen.
Der begleitende Text follte nach der urfprünglichen Abficht eine möglichft erfchöpfende Bauge-
fchichte des Gebäudes in allen feinen Theilen geben; der Verlauf der Arbeit aber liefs erkennen, dafs ein
folches Werk fıch nicht als Text für ein auf die Theilnahme des gröfseren kunftliebenden Publicums berech-
netes Prachtwerk eigne, fondern höchftens für den engen Kreis der Localforfcher Intereffe habe, da es fich
vielfach um die Gefchichte längft wieder verfchwundener und niemals künftlerifch bedeutender Baulichkeiten
gehandelt haben würde. Auch hätte wiederholt fchon von Andern Beigebrachtes nachgefchrieben werden
müffen. So habe ich, mit Verzicht auf die archaeologifche Seite, mich ausfchliefslich auf den kunft-