Full text: Das königliche Schloss in Berlin

neuem glänzend dotirt und felbfit mit Prachtftücken aus anderen Kirchenfchätzen der Mark befchenkt, fo 
dafs fich noch einmal unmittelbar vor Einführung der Reformation (1. November 1539) der volle Glanz des 
Katholicismus hier entfaltete. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte verfchwanden jene Kunftwerke allmälig, 
ohne dafs fich immer nachweifen liefse, wo fie geblieben. Manches wurde an katholifche Fürften und deren 
Gefandte verfchenkt, vieles ging in der Noth des dreifsigjährigen Krieges zu Grunde, fo u. a. die öfters 
gerühmten lebensgrofsen zwölf Apoftel und Chriftus in Silber. Von hier auch ftammen jener koftbare 
Kelch und die Patene, welche, ein Gefchenk des grofsen Kurfürften, heut den künftlerifch werthvollften 
Befitz der Berliner St. Nicolaikirche ausmachen. 
Zweite Periode, 1538—1698. 
Als Joachim der Zweite (1535—1571) bald nach feinem Regierungsantritte den Umbau der Ber- 
liner Burg befchlofs, waren die Formen der Renaiflance, foweit es fich heut feftftellen läfst, in diefen Ge- 
genden noch nicht aufgetreten. Wohl aber hatte fchon an den fächfifchen Höfen feit einigen Jahren (in 
Dresden 1530, in Torgau 1532) jene Bauthätigkeit begonnen, die im Verlaufe der nächften Zeit ihren Einflufs 
weit hinaus über den Norden ausdehnte.: Aus den dortigen Bauhütten (tammte denn auch höchft wahr- 
fcheinlich der Architekt Joachim’s, der Bau- und Mühlenmeifter Kaspar Theifs; wenigftens lehnt fich der 
Hauptflügel feines in Köln errichteten Schloffes eng an den Südofttheil des Schloffes Hartenfels zu Torgau 
an. Die Bauthätigkeit, welche im Jahre 1538 begann, dauerte nach Theifs’ Tode unter verfchiedenen Archi- 
tekten mit nur geringen Unterbrechungen bis in den Anfang des fiebzehnten Jahrhunderts. Leider aber fehlt 
es ganz an hiftorifchen Daten für die erfte Hälfte diefer langen Periode. So find nicht nur Theifs’ Herkunft 
und frühere Thätigkeit unbekannt, fondern man vermifst Nachrichten felbft über jede Einzelheit feines Berliner 
Wirkens. Sogar fein Todesjahr ift nicht feftzuftellen. Nur fein Grabftein hatte fich in der Nicolaikirche 
am dritten Pfeiler der Nordfeite bis in’s vorige Jahrhundert erhalten, wo ihn Küfter fah und die Infchrift 
abfchrieb. Doch bewegt fich diefelbe nur in allgemeinen Lobeserhebungen, fo dafs fich kein hiftorifcher 
Anhalt aus ihr gewinnen läfst. Sie lautet: 
Epitaphium Casparis Thisii Illustrissimi Electoris 
Toachimi Architectoris peritissimi. 
Caspar in eximia fulget cum laude tabella 
Cui praestans Thisii nomen ubique fuit, 
Architectonica vix quisquam clarior ipso, 
Ut qui magnificas exstruit ipse domus, 
Quas tenet Elector Ioachimus Marchio prudens; 
Hae feriem monstrant claraque facta Ducum; 
Iustitiae exhibuit cunctis verissima signa. 
Hunc decorasset honor et pietatis amor, 
Duxit et uxorem Margaretham Crause modestam 
Lucretiam talem certo fuisse puto, 
Invidae sed Venerem perturbant hancce pudicam 
Ante diem Parcae nam sua fila secant. —
	        
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