- 4 —
Der Hauptflügel des Theifs’fchen Palaftes erftreckte fich von der Ecke des heutigen Schloffes an
der Kurfürften-Brücke bis etwa zum Portal gegenüber der Breiten Strafse. Es war ein dreigefchoffiger Bau
mit dreizehn Fenftern in der Front und abwechfelnd grofsen und kleinen Giebeln auf dem Dache.
In der Mitte des. Erdgefchofles öffneten {ich zwei von Säulen eingefafste und im Rundbogen über-
deckte Portale. . Ueber: ihnen wuchs. ein -reichverzierter Sandfteinbalkon heraus, von dem aus vier Ba-
lufterfäulen einen gleichen im dritten Stockwerk trugen. An den beiden Ecken der Faffade fprangen über
Kö
u
Syftem der Renaiffance-Laube auf dem grünen Hut (um 1538)
dem Erdgefchofs auf vielfach gegliederten Kragfteinen runde Eckerker hervor mit reicher Pilafter-Architek-
tur zwifchen den drei Fenftern jedes Stockwerkes und einem dreifachen Gürtel von Relief zwifchen den
einzelnen über einander folgenden Gefchoflen. Offene von Balufterfäulen getragene Loggien, die noch über die
Spitze der grofsen Giebel hinausragten, fchloffen diefe Erker ab.”) Auch auf den oben erwähnten Mauerthurm
der Burg wurde nach Abtragung des urfprünglichen Steinhelmes eine reichfculptirte Bogenlaube gefetzt,
*) Einen Stich der Hauptfaffade des Joachim’fchen Baues vom Jahre 1592 in der Sammlung S. K. H. des Prinzen Karl von
Preufsen hat der Verein für Gefchichte Berlins neuerdings durch Photolithographie vervielfältigt, doch ift derfelbe für den Zweck, einer
Reconftruction des urfprünglichen Baues wenig bedeutend, da er eine rohe Arbeit ift. Wichtiger ift ein Gemälde vom Ende des
Gebzehnten Jahrhunderts im gräflich Schwerin’fchen Befitz. zu Tamfel, von dem fich eine Copie in Schlofs Monbijou befindet. Es zeigt
den in Rede ftehenden Theil des Schloffes und läfst namentlich die Ausbildung der Giebel genau erkennen. Da auf demfelben