Full text: Das königliche Schloss in Berlin

Neben den angeführten Bauten ging eine ganze Reihe anderer einher, fo dafs mit Beginn des 
dreifsigjährigen Krieges die beiden noch heut beftehenden Höfe umbaut waren. Hier können all diefe 
Werke übergangen werden, da fie nichts als vom blofsen Augenblicksbedürfnifs dictirte Arbeiten waren, die, 
obgleich zuletzt errichtet, doch zuerft wieder ‚baufällig wurden, als in der Noth des langen Krieges und der 
Abwefenheit des Hofes nichts mehr für die Unterhaltung des weitläufigen Schloffes gefchah. Gleich bei 
Beginn des Krieges ftarb 1621 der Baumeifter Giov. Bapt. Sala, welcher drei Kurfürften gedient und u. A. 
im Berliner Schloffe manche Reparaturen und kleinere Ausbauten ‘geleitet hatte; mit ihm ging die letzte; 
wenn auch geringe, baukünftlerifche Kraft.in Berlin zu Grunde. Seine Stelle blieb ein Menfchenalter lang 
unbefetzt, denn der Statthalter erklärte dem in Königsberg weilenden Kurfürften feine Unmöglichkeit, in 
Berlin einen Nachfolger für Sala zu finden; im Falle der Noth wolle er den Feftungs-Baumeifter von Küftrin 
kommen laffen. Vielleicht auch könne man aus Danzig »dergleichen bauverftändige und wohlerfahrene 
Leute« engagiren. Letzteres gefchah nicht. Von Jahr zu Jahr häuften fich die Klagen über den Verfall. 
So berichtet beifpielshalber fchon unter dem 15. März 1627 der Schlofshauptmann Baltzer von Schlieben über 
den verwahrloften Zuftand des Schloffes und den gänzlichen Geldmangel, in Folge deren das Haus geradezu 
»über dem Kopf einzufallen drohe«. Zwei Jahre fpäter diefelben Klagen; der zu Rathe gezogene (Küftriner?) 
Baumeifter erklärt, gewifle Theile feien nicht mehr zu retten, man folle fie lieber abbrechen; dem wider- 
fpricht ein Dresdener Bürger, Steinmetz, Werk- und Baumeifter Balthafar Bartels und erklärt fich bereit, für 
die Summe von 9867 .Thlr. 12 Sgr. die fraglichen Gebäudetheile noch einmal zu reftauriren, unter Zugrunde- 
legung eines vor zwei‘ Jahren, von ihm abgeriffenen kleinen Modells. Ob fein Vorfchlag genehmigt, ift 
nicht erfichtlich. . So ging es fort durch die ganze traurige Regierung Georg Wilhelm’s; das Schlofs kam 
dadurch endlich in einen Zuftand, dafs man fich, wie der Kurfürft felbit fagt, vor. den Fremden fchämen 
mufste; und man war doch in jenen troftlofen Zeiten des dreifsigjährigen Krieges warlich nicht befonders 
feinfühlig in Bezug auf künftlerifche und äfthetifche Dinge. . — 
Der belebende Zug, der in alle Zweige der Regierung und Verwaltung mit der Thronbefteigung 
des grofsen Kurfürften Friedrich Wilhelm’s kam, zeigt fich auch in der Baugefchichte feines Berliner Schloffes. 
In dem Lebensbilde diefes aufserordentlichen Fürften wird man nach dem Verluft der meiften hierher gehö- 
rigen Dokumente fein Verhältnifs zur Kunft und namentlich fein Verftändnifs für diefelbe wahrfcheinlich 
immer nur in Umriflen beurtheilen können. Aber auch fo zeigt fich feine Liebe zu ihr, fein Bedürfnifs 
fich mit ihren Werken zu umgeben. : Weit übertrifft er. darin feinen fo gern zum Mäcen geftempelten Sohn. 
Man mufs eben die unglaublich drückenden Geldverlegenheiten mit in Anrechnung. bringen, mit denen der 
Vater jederzeit zu kämpfen hatte, und die feinen Wünfchen und feinen Plänen fo oft hinderlich wurden. 
Stellt man aber im Geifte zufammen, in welchem Zuftande er das künftlerifche Leben und Treiben im 
Lande bei feinem Regierungsantritt vorfand, wo nicht einmal ein leidlich brauchbarer Bau- oder Maurer- 
meifter aufzutreiben war, dem man die nöthigften Reparaturen hätte anvertrauen können, in welcher Ver- 
wahrlofung die Schlöffer waren, zum Theil im Innern völlig unwohnlich, der koftbarere Theil des Inventars 
verkauft, geplündert oder, wenn Edelmetall, eingefchmolzen, und dem gegenüber wieder, wie er fie hinter- 
liefs*), fo mufs man geftehen, dafs er ftaunenswerthes geleiftet. 
; Zunächft und zwar noch während des Krieges begannen die Reftaurationen. Seit 1647 bemühte 
fich. der Kurfürft in Holland einen tüchtigen Baumeifter zu engagiren, doch zog fich die Sache bis 1650 
hin, wo endlich der Ingenieur Johann Gregor Memhardt (+ 1678) in Berlin eintraf, und ihm die Infpection 
*) Vergl. für letzteres namentlich Greg. Leti: Storia della casa elettorale di Brandenburgo, desgleichen alte Inventarien- 
verzeichniffe des königlichen Hofmarfchallamtes vom Ende des 17. Jahrhunderts,
	        
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