Palaft zur Kirche hier beibehalten; feine nur zweigefchoffigen Gebäude bildeten wie im alten Bau die Um-
‘affung des äufseren Hofes. (Siehe die Abbildung.)
Geht man die Zeichnung im Einzelnen durch, fo beftätigt auch dann manches, dafs es fich eher um
einen idealen Entwurf, als um ein für die practifche Ausführung beftimmtes Project handelt. Die Verhältniffe,
in denen das Ganze gedacht, find fo grofsartig, und entfprechen fo wenig den Geldmitteln, die zur Ver-
fügung ftanden, ‘dafs man fchon defshalb nicht annehmen kann, der Plan fei aus der Initiative des Kur-
fürften entftanden. Auch hat die Umkleidung der Kirche mit Wohngebäuden nur in katholifchen Ländern
einen Sinn, wo mit dem Gotteshaufe irgend eine religiöfe Genoffenfchaft verbunden ift, und eignet fich am
wenigften für eine proteftantifche Domkirche.
Eine Variante diefes Entwurfes, wenigftens fo weit es fich um den Schlofsbau handelt, befitzen wir
in einem Kupferftich, den Beger dem dritten Bande feiner Publikation der Antiken des königlichen Befitzes
beifügte. Diefer Band erfchien allerdings erft in den erften Jahren des achtzehnten Jahrhunderts. Da aber
das Schlofs noch in den Formen des erften Entwurfes gegeben ift, der im Winter 1701 abgeändert wurde,
fo ift die urfprüngliche Zeichnung offenbar älter als das letztere Datum. Dasselbe Blatt hat dann auch
P, Schenk in Amfterdam in gröfserem Format geftochen (siehe Abbildnng).. Es unterfcheidet fich von dem
Broebes’schen im Wefentlichen nur in zwei Punkten. Ueber der Erasmus-Kapelle nach der Spree zu hat
er entfprechend der Thurmhaube des alten Renaiffancebaues ein offenes Belvedere, und die Verbindungs-
galerie nach dem Dom wird in ihm in der Höhe der Paradekammern durch einen gleichfalls offenen, bis zur
Dachhöhe des Schloffes auffteigenden, von korinthifchen Säulen getragenen Gang gebildet; diefer fehlt auf
dem Bröbes’fchen Stiche, wo nur das flache Dach der den erften Hof umfchliefsenden niedrigen Gebäude den
Verbindungsgang bildet. Bei der Willkür aber, mit der Bröbes nachweislich fo oft die Schlüter’fchen Zeich-
nungen in feinen Stichen behandelte, ift es wohl möglich, dafs diefe Unterfchiede der beiden Blätter nur auf
ihn zurückzuführen find, und dafs fo beide Verfionen des Entwurfes auf ein gemeinfames Original zurückgehen.
Die Vorbereitungen zur Ausführung zogen fich noch durch das ganze Jahr 1697 hin, und erft mit
dem nächften Frühjahr (1698) begann die Arbeit auf der Bauftelle. Zunächft galt diese nur dem Umbau der
die vier Seiten des inneren Hofes umfchliefsenden Gebäude, welche den eigentlichen neuen Palaft bilden
follten. Aber felbft diefer Bruchtheil des ganzen Projectes gelangte nicht vollftändig zur Ausführung. Der
Umbau des Weftflügels, des Lynar’fchen Haufes, ift überhaupt nie in Angriff genommen worden, ebenfo-
wenig der des gröfseren Theiles der Front nach dem Waffer zu. Als Weftfaffade hatte Schlüter eine Wieder-
holung der ausgeführten Südfront (nach dem Schlofsplatz zu) gedacht, mit einem völlig übereinftimmenden
Mittelrifalit mit drei Portalen im Erdgefchofs, über welchem vier gewaltige unkanellirte korinthifche Säulen
bis zum Hauptgefims auffteigen. Die Portalbildung der Nordfaffade nach dem damals noch wirklich vor-
handenen Luftgarten zu hat, wie Woltmann feinfinnig hervorgehoben, als Gartenfront einen weniger im-
pofanten Charakter, zeigt vielmehr gröfsere Bewegtheit. Die Horizontaltheilung der Hauptgefchofle ift hier
auch an dem nur fehr wenig ausladenden Rifalit beibehalten; die Architektur mit dem reicheren plaftifchen
Schmuck und den auf die Schattenwirkung berechneten zahlreichen Abftufungen der Verkröpfungen weniger
ernft und mehr gefällig malerifch als nach den Strafsenfronten zu. Man darf, wenn man gegen Schlüter
gerecht fein will, für die Beurtheilung des von ihm Gewollten nur die beiden Portale, welche zum inneren
Hofe führen (I und V) betrachten, denn die beiden andern, bei der fpäteren Erweiterung des Gebäudes hin-
zugefügten (II und IV), durch welche heute die Strafse führt, mufste der Künftler in Folge irgend welcher
nicht mehr controllirbaren Einflüfle breiter machen, als er beabfichtigt hatte. Dadurch wurden die Verhält-
nifle hier verzerrt, während jene beiden älteren Rifalite fich gerade durch die harmonifche Schönheit der
sc