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war. Am 17. Februar diefes Jahres erhielt er »wegen feiner guten Wiffenfchaft in der Architektur « feine
Ernennung »zum Capitain zu Fuß und Hoff-Architekten« mit einem Gehalt von 600 Thalern, freier Wohnung
und Tifch bei Hofe, Futter für zwei Pferde, und für feinen Diener ein wöchentliches Koftgeld von 21 Grofchen.
Am 3. Juni 1702 (Patent d. d. Wefel) wurde er Generalquartiermeifter-Lieutenant und erfter Baudirektor
und erhielt 600 Thaler Gehaltszulage nebft Futter für vier Pferde. An künftlerifcher Begabung fteht
Eofander tief unter Schlüter; wo wir bei jenem frifche geniale Phantafie, ein kühnes Hinausgehen über die
Schablone und eminenten Schönheitsfinn finden, fehen wir bei diefem ein Vorwiegen des reflectirenden
Verftandes und oft ängftliches Fefthalten an den für Recht erkannten Vorbildern. Während Schlüter fich
feinen Stil an den Werken der italienifchen Renaiffance- und Barockzeit heranbildet, ift Eofander mehr ein
Anhänger der Entwickelung, welche die Architektur in Frankreich und Holland genommen. Erfcheint er aber
auch neben Schlüter künfllerifch ein Pygmäe, fo war er doch unter den übrigen Berliner Architekten der
bedeutendfte und vor Allem ein gefchäftlich umfichtiger Mann; in diefem Punkte auch Schlüter überlegen.
Gerade in diefer Beziehung ift es intereffant, die gelegentlichen Gefuche Beider an den König zu vergleichen:
Schlüter nennt in der Regel nur die Mifsftände, klagt lebhaft über deren Vorhandenfein und bittet um Ab-
hilfe, indem er es den Räthen feines Gebieters überläfst, den Weg dafür zu finden. Eofander verbindet mit
einer klaren, kühlen Darlegung der Mängel jedesmal zutreffende Vorfchläge, wie ihnen abzuhelfen fei.
Zeigt fich Letzterer fo als ein in Gefchäften gefchulter Beamter, fo {cheint er zugleich ein liebenswürdiger
Gefellfchafter und Hofmann gewefen zu fein, wie dies bei einem Abenteurer feiner Gattung, der in einem
vielbewegten Leben gleichzeitig als Militair, Politiker und Künftler thätig war, faft nur natürlich iftz wenig-
(tens erfreute er fich in Berlin der Gunft der geiftreichen Königin Sophie Charlotte, welche gelegentlich in
ihren Briefen äufsert:. » Eofander ift mein Orakel in allen Bauangelegenheiten.«
Derfelbe Mann aber war ein unlauterer Charakter. Es zeigt fich dies für uns am früheften in
einer anonymen Polemik gegen Schlüter, welche im fiebenzehnten Band des »Theatrum europacum« Seite 108
erfchien, und in welcher der große Künftler wegen des Münzthurmes in der hämifchften Weife mitgenommen
wurde. Die Zeitfchrift »Theatrum europaeum« erfchien zu Frankfurt a. Main im Merian’fchen Verlage;
Eofander aber hatte die einzige Tochter diefer Familie zur Gattin; fo wird man ihn alfo mit grofser Wahr-
(cheinlichkeit mit jenem Berichte in Verbindung bringen. Nach feinem Scheiden aus dem preufsifchen
Dienft wurden ihm dann fogar directe Veruntreuungen nachgewiefen. —
Die neue Bauleitung zeigte fich fofort in‘ durchgreifender Weife. Eofander wufste es nämlich dem
Könige wünfchenswerth zu machen, das Gebäude von Neuem nach Weften hin zu verlängern. Es follte
dadurch der äufsere Eindruck des Palaftes noch impofanter gemacht, die Flucht der Fefträume im Innern
noch weiter in einer Linie fortgeführt werden. Doch war diefe Veränderung, ein beklagenswerther Fehler,
da fie wefentlich die Harmonie der Schlüter’fchen Front ftörte, die ein in fich gefchloffenes Ganzes mit
regelmäfsigen Abftänden der Portale von den beiden Ecken bildete.
Da Eofander einer völlig anderen Richtung wie Schlüter huldigte und in deffen Beftreben, die
Faffaden durch plaftifchen Schmuck zu beleben, nur die dabei allerdings mit unterlaufenden‘ Verftöfse gegen
die academifche Regel fah, fo zeichnete er im Anfchlufs an den Grundgedanken Schlüter’s eine völlig
veränderte Faffade, für die er die Billigung des Königs erlangte. Indem er dabei auf die malerifche Wirkung
verzichtete, brachte er freilich ein den Forderungen der damaligen nordifchen Theoretiker mehr entfprechendes
Werk zu Stande, was uns heut aber nur wie die langweilige Ernüchterung des Schlüter’fchen Theiles er-
(cheint. Dafs er dabei feinen Bau das »Neue Schloß«, wie es genannt wurde, etwa 1,75 Meter vor die Flucht
des Schlüter’fchen vorfpringen ließ, war durchaus in der Ordnung und gefchah nicht, wie man gemeint, aus