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etwa die Decoration der Paradekammern noch nicht fertig geworden oder wo Reparaturen nöthig wurden,
da liefs der König gern die Decken- und Wandtäfelungen weiß überftreichen, da es ihm reinlicher fchien
und auch billiger war als die koftfpielige Vergoldung. Diefer Vorliebe für das Weifs verdankt auch der
1. J. 1728 fertig gewordene weifse Saal feine Entftehung. KEofander hatte diefen Raum urfprünglich zur
Hauskapelle herrichten wollen.
Daneben entftand unter König Friedrich Wilhelm ein Theil der berühmten mit ftarkem Silber-
blech überzogenen Möbel und der Trompeterchor im Ritterfaale, welcher nebft zahlreichem Silbergefchirr
im zweiten {chlefifchen Kriege eingefchmolzen wurde. Diefe Arbeiten, wie die noch erhaltenen mafliv
üilbernen Schauftücke des Büffets im Ritterfaal, wurden theils von dem Berliner Goldfchmied Lieberkühn,
theils von den Augsburgern Drewett, Biller und Gaap gefertigt.
Die Bauthätigkeit der folgenden Könige befchränkte fich auf die Ausftattung. einzelner Wohnungen
und hat mehr Intereffe vom kunftgewerblichen als vom kunftgefchichtlichen Standpunkte. So errichtete
Friedrich der Grofse in den erften Jahren feiner Regierung in dem füdöftlichen Theile fein Quartier, wel-
ches i. J. 1823 wieder von Schinkel für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (König Friedrich Wilhelm IV) um-
gebaut wurde. Ein kreisrundes, gefällig decorirtes Gemach erinnert heut allein an die Rococo-Periode. Fried-
rich Wilhelm IL richtete die Königskammern nach dem Luftgarten ein, das glänzendfte Beifpiel der Zopf-
decoration in Berlin und infofern trotz der vor Kurzem ftattgehabten Reftauration nicht ohne Interefle.
1837 fand die Wiederherftellung des Ritterfaales ftatt. Umbauten und Erweiterungen von wirklich archi-
:ektonifcher Bedeutung traten aber erft wieder unter der Regierung des bauluftigen Königs Friedrich Wil-
helms IV. ein. Wenngleich nun auch die moderne Zeit aufserhalb der unferer bildlichen Reproduction
gefteckten Grenzen liegt, fo fei doch der Vollftändigkeit halber der Hauptbauten derfelben hier wenigftens in
wenigen Worten chroniftifch und ohne auf die kunftgefchichtliche Würdigung .derfelben einzugehen, gedacht.
Vierte Periode. —.Seit 1840.
Das wichtigfte Ereignifs diefer Periode ift die Errichtung der grofsen Kuppel auf dem Eofan-
der’fchen Portale (1844—1848), mit welchem Werke der Silhouette der Stadt ihr am meiften charakte-
riftiiches Merkmal gegeben wurde. Ueber die Gefchichte des Baues giebt ein bei seiner Beendigung in
den Knopf des abschliefsenden Kreuzes eingelegtes Document pragmatifche Auskunft und mag deshalb trotz
feines schwerfälligen Stiles hier Platz finden:
= Nachdem Se. K. Majeftät von Preußen /
Friedrich Wilhelm der Vierte
unterm 24. Juli 1844 den Bau einer Kapelle auf dem grofsen Portal des Schlofsflügels nach der Freiheit
zu, ferner den Umbau des Weifsen Saales und die Fortfetzung der diefe beiden Baulichkeiten verbindenden
maffiven Treppe Allerhöchft befohlen hatten, wurde fofort mit dem Weifsen‘ Saal begonnen, und diefes
Bauwerk dergeftalt gefördert, dafs der neue Saal bereits am 19. Januar 1845 zum erften Mal zur Feier des
Krönungs- und Ordensfeftes benutzt werden konnte.