Full text: Das Weltbild der Gegenwart

98 Die Welt des Lebens Zw 
und das Pflanzenreich stellen wollte. Aber die Schwierig- Pr 
keit der Grenzziehung ist so nur verdoppelt; denn dies un 
dritte Reich geht nach beiden Seiten, nach der Tier- wie St: 
der Pflanzenwelt, kontinuierlich in diese über. Ein all- 
gemeinster und zumeist zutreffender Unterschied zwischen Un 
Tier und Pflanze besteht in der Bewegungsfähigkeit der näl 
Tiere und der Ortsbeständigkeit der Pflanzen. Durch- vor 
schlagend ist der Unterschied jedoch nicht. Es gibt auch da: 
festsitzende Tiere (z. B. Korallen, Seerosen, Schwämme), die 
und umgekehrt bewegen sich z. B. die Samenzellen der pfl; 
Moose und Farne mittels Geißelfäden im Wasser, ebenso 
die Schwärmsporen der Algen. es 
Ein anderer Gegensatz, der früher allgemein an- OTrß 
erkannt worden ist, sollte in der Beseeltheit der Tiere und SEE) 
der Unbeseeltheit der Pflanzen bestehen. Aber auch Hy 
dieser Gegensatz hat heute nicht mehr Geltung. Nicht unt 
nur von philosophischer Seite, wie Fechner, ist die Hy- die 
pothese einer Beseeltheit auch der Pflanzenwelt vertreten wa: 
worden, auch positive Forscher huldigen ihr (R. H. France höf 
u.a.). Eine ganze Richtung, die sogenannte Pflanzen- gTrö 
psychologie, gründet sich auf sie. Die Fundamente dieses Tie: 
Wandels der Anschauungen sind die Entdeckungen ge- den 
wisser sinnesorganartiger, reizleitender nervenhafter Ge- weı 
bilde der Pflanzen und damit zusammenhängender Be- und 
wegungserscheinungen, die sich meist nur sehr viel lang- Prc 
samer als die Bewegungen. der Tiere vollziehen. So streben fall 
die Pflanzen dem Lichte und der Erde zu (Heliotropie, 
Geotropie). Noch deutlicher ist die Auslösung von Be- auf 
wegungsvorgängen auf Grund äußerer Reize bei den Met 
fleischfressenden Pflanzen, die ähnlich wie gewisse In- abs 
sekten auf der Lauer nach Beute liegen. Warburg kommt des 
zu dem allgemeinen Satze: „Empfindung und Bewegung die 
schlechthin sind eine allgemeine Eigenschaft des lebenden wor
	        
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