VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE
Die Notwendigkeit der Veranstaltung einer neuen
Auflage — die erste ist bereits seit mehreren Jahren ver-
griffen — machte es mir zur Pflicht, mich auf einer Reihe
von Gebieten über den gegenwärtigen Stand der For-
schung zu besinnen. Von neuem wurde ich der unver-
gleichlichen Bedeutung der Wissenschaft unserer Tage
gewahr. Mit Überraschung sah ich, daß selbst an dem
Text dieses erst 1920 erschienenen Buches, das doch nur
auf allgemeinste Fragen eingehen kann, Änderungen
ganz unvermeidlich waren. So ungeheuer rasch und
wichtig sind die Fortschritte in der Gegenwart. Funda-
mentale Dinge, die ich vor vier Jahren nur als Probleme
und Fragen hinstellen konnte, sind bereits im Prinzip
ihrer Lösung nahegebracht, ja selbst Punkte, die man da-
mals noch nicht als Probleme zu sehen wagte, werden
schon in positiver Arbeit zu klären gesucht. Von der
Wissenschaftsmüdigkeit, die jetzt einen Teil der histo-
rischen Wissenschaften und namentlich die junge Gene-
ration ihnen gegenüber ergriffen zu haben scheint — man
lese die Schilderung, die Ernst Troeltsch' in
Schmollers Jahrbüchern für Gesetzgebung‘ und Verwal-
tung (Bd. 45, 1921) davon gegeben hat —, ist in den
Naturwissenschaften nichts zu spüren. Sie haben’ es
gerade jetzt nicht mit belanglosen Detailfragen und Nach-
lesen auf völlig abgesuchten Gebieten zu tun, sondern mit
den großen Hauptproblemen, welche die Jahrtausende
bewegen. Die letzten Probleme der Physik und Chemie
und Astronomie ebensogut wie die der Lebenswissen-