178 Die Kultur
und Vokale, zerlegt werden können, und daß es die prak-
tischste Schriftform ergibt, wenn diese letzten Elementar- '
laute durch einzelne Zeichen symbolisiert werden. Die
überwiegende, früher allein herrschende Ansicht führt |
diese Entdeckung auf einen unbekannten Phönizier zu- F
rück, der sie ums Jahr 1000 v. Chr. gemacht haben soll. ;
Die erste phönizische Schrift kennt jedoch nur Konso-
nantenzeichen. Die allgemeine Verwendung auch von N
Vokalzeichen erfolgte übrigens erst durch die Griechen. s1
Neuerdings werden auch die Kreter für diese Erfindung lo
in Anspruch genommen”). Bemerkenswert ist, daß die al
Entdeckung nur einmal gemacht worden ist, nicht mehrere ke
Male unabhängig voneinander an verschiedenen Orten. ge
Als sie einmal erfolgt war, hat sich die Kunde von ihr Tr
rasch verbreitet, und noch wiederholt sind neue Schrift- al
zeichen erfunden worden, aber die Idee war dann bereits d:
da. Zur Symbolisierung aller faktisch vorkommenden O1
Laute würde es natürlich weit mehr Buchstaben bedürfen, Zu
als der 24 bzw. 25 Buchstaben des deutschen Alphabets.
Schon für die Bezeichnung der deutschen Laute reichen de
sie nicht vollkommen aus, wie die Doppelvokale ü, au, ur
ei usw., sowie Konsonantenverbindungen wie ch, sch, Al
ng erkennen lassen. Aber auch so reicht das Alphabet SC.
noch nicht. Ein langer Vokal ist lautlich etwas durchaus Sl
anderes als derselbe Vokal in kurzer Gestalt (Lied — ich), da
ein offener ein anderer als derselbe geschlossen; durch an st;
e Le
*) Reinhold Frhr. von Lichtenberg versucht gegenüber Zi
der Rückführung der Buchstabenschrift auf die Phönizier auf Grund Ge
der Verwandtschaft der bemalten Kiesel von Maz d’Azil, Zeichen auf
Renntierstäben und solchen auf Steinen aus Dolmengrähern nachzu- de
weisen, daß die Buchstabenschrift bis in die ältere Steinzeit zurück- SIE
reicht und in Spanien erfunden wurde: Ursprung und Alter der alt
Buchstabenschrift, im Archiv für Schriftkunde I, 1918, S. 17—30, st: