188 Die Kultur
Übermacht der Reaktion den Boden für das Großwerden
eines Radikalismus schuf, der durch seine Folgewirkung
den Staat in seiner Machtstellung um zwei Jahrhunderte
zurückwarf. — Nicht nur die europäische Geschichte
lehrt das Zusammensein von militärischer Macht und
politischem Sinn bei den bisher größten Reichen. Auch
der amerikanische Kontinent bietet ein gleiches Schau-
spiel. Die In kas in Peru, jenes mächtige Herrschervolk,
das die Spanier dort vorfanden, zeigt die gleiche Phy-
siognomie wie der römische und der englische Geist: mili-
tärischen Eroberungswillen verbunden mit kluger und
darum meist höchst humaner Politik. Es scheint, als
wenn übrigens auch die Mazedonier ein ganzes Herrscher-
volk solcher Art gewesen sind. Alexander der Große war
nur eine geniale Steigerung einer Veranlagung, die in
etwas geringerem Maße in jenem Volk nichts Seltenes war,
wie die große Zahl der tüchtigen Diadochenfürsten be-
weist. Umgekehrt ließen Deutschlands großartige mili-
tärische Leistungen auch zur Zeit seines scheinbaren
Sieges den Glauben an eine große Zukunft im Urteils-
fähigen nicht stark werden, da der Mangel an politischer
Begabung ein eklatanter blieb.
Dennoch würden wir zu weit gehen, zu behaupten,
daß ‘ohne wahrhaft staatsmännische Gesinnung der
ganzen Nation keine großen Reiche möglich sind. Weder
in den großen Staaten des Orients noch im Reich Alexan-
ders, auch in den Großstaaten der neueren Geschichte, im
Frankreich Ludwigs XIV., im alten mächtigen Rußland,
im Staat Friedrichs des Großen ist etwas Derartiges nicht
vorhanden gewesen.
Aber die größten politischen Dauerleistungen sind
doch von freien Eroberernationen ausgegangen.
In. der inneren Verfassung stehen einander